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Presseaussendungen können ziemlich verräterisch sein. Vergangene Woche hat ögb-Vizepräsidentin Renate Csörgits auf die "Problematik der hohen Teilzeitquote bei den Frauen" hingewiesen. Problematik? Wieso hetzt der Gewerkschaftsbund eigentlich noch immer gegen Teilzeitbeschäftigung? Ganz oder gar nicht - das war lange die Devise der De-facto-Einheitsorganisation spö-ak-ögb. Teilzeit wurde von ihr in den Achtzigern gern als Frauenfalle gebrandmarkt.

Ein Jahrzehnt später ergab eine ak-Studie, dass sich viele junge Mütter (und leider nur wenige Männer) reduzierte Arbeit wünschen, die Unkenrufe verstummten kurz. Die Frauenbeschäftigung stieg seither kontinuierlich, doch die Einkommensschere zwischen Männern und Frauen ist geblieben, hat sich sogar ein wenig vergrößert. Laut (sp-)Arbeitnehmervertretung kann daran nur die schwarz-blaue Regierung schuld sein - und die böse Teilzeitarbeit.

Aber könnte es nicht sein, dass die Frauenbeschäftigung auch deshalb gestiegen ist, weil Mütter anstatt länger zu Hause bleiben, reduziert arbeiten, was natürlich das Durchschnitts-Fraueneinkommen senkt? Und gibt es die Einkommensschere vielleicht auch deshalb, weil die hochgelobten - leider total männerdominierten - Sozialpartner versagen, wenn es darum geht, die Löhne in klassischen Frauensparten anzuheben?

Statt Teilzeit generell als Problem zu bejammern, könnte der ögb ja auch viel mehr qualifizierte und besser bezahlte Teilzeitjobs fordern und in Summe ein gesellschaftliches Klima schaffen, damit solche Jobs auch für Väter eine akzeptable Alternative darstellen. Ansonsten werden sich immer mehr Menschen zu "ganz oder gar nicht" entschließen: ganze Jobs, aber gar keine Kinder.

Die Autorin ist Innenpolitik-Ressortleiterin der "Presse".

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