Mittagessen mit einer Großfamilie nach einem Begräbnis. Die angehende Kindergärtnerin neben mir zündet sich die dritte Zigarette an. Wir kommen auf die beobachtbare Zunahme von Mädchen und jungen Frauen unter den Rauchern zu sprechen. Alle nicken zustimmend. Ja, sie wisse, dass das Blödsinn ist, was sie da mache, meint meine Tischnachbarin. Aber in der Schule würden fast alle rauchen. Und jetzt kommt's: "Überhaupt, seit der ,… kann tödlich sein'-Aufkleber drauf ist, finden das viele Jugendliche noch geiler."
Nur die übliche Allergie Jugendlicher gegen den erhobenen Zeigefinger der Erwachsenen? Oder schon Zynismus angesichts einer Erwachsenenwelt, die sich auch längst in einer "O du lieber Augustin, alles ist hin"-Stimmung treiben lässt und entlang der Pestgrube ihren "Business as usual"-Tanz aufführt?
Eben haben wir eine "Schwerpunkt"-Woche des ORF über den "Klimawandel" hinter uns gebracht. Echt bereichernd für den Smalltalk: "Irrsinnig interessant", was man da alles erfahren hat. So gegen 2050 oder ein bisserl davor soll es ja wirklich ernst werden. Aber wer von uns "Erwachsenen", die jetzt das Sagen haben, wird dann noch leben? Oder haben wir "Erwachsene", die dann nicht mehr leben werden, zwar jetzt noch viel zu reden, aber nichts mehr zu sagen? Weil uns unsere Ausreden und unsere Heuchelei selbst schon peinlich sind? Weil wir nicht zugeben wollen, dass wir mitten im größten Reichtum der Welt keine Ziele mehr haben: miteinander nicht und allein auch nicht?
"Feinstaub. Dein Staub" habe ich vor kurzem auf einem Plakat gelesen und an den Aschermittwoch gedacht. Stimmt, würde meine junge Tischnachbarin lächelnd sagen, und sich die nächste Zigarette anzünden.
Übrigens: Wann, bitte, ist wie-der so eine "irrsinnig interessan-te" Schwerpunktwoche im ORF?
Der Autor ist Pfarrer in Probstdorf und Universitätsseelsorger.
