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Zum tieferen Verständnis des Sakraments, als simple Lernhilfen oder üppige Geschenksbände: Viele Firmbücher lassen sich rasch einordnen in eine diese Kategorien. Nicht so das Büchlein des Linzer Akademiker- und Künstlerseelsorgers Peter Paul Kaspar. Es hat von allem etwas und kann - auch wegen des schmalen Umfangs - nur schlaglichtartige Gedanken "Zur Firmung" offerieren.

Kaspars Intention ist, mögliche Antworten zu geben auf existentielle Fragen junger Christen: der Frage nach dem Menschsein im allgemeinen und dem Christsein im besonderen. Auch führt er kurz in die Sakramente der Initiation (Taufe, Erstkommunion, Firmung) ein, in sakramentale Doppelsymbole (Taufe und Glaubensbekenntnis, Brot und Wein, Handauflegung und Salbung) und in die drei christlichen Kraftfelder Glaube, Liebe und Hoffnung. Ergänzt werden Kaspars Hinführungen durch Bibeltexte über die Sprachverwirrung zu Babel und das Pfingstereignis. Psalmen, Fotos aus dem kirchlichen Umfeld, Kunstdrucke und Gedichte des Autors komplettieren das Angebot.

Die Hinführungen zu den anspruchsvollen Themen bleiben fragmentarisch. Präsentiert Kaspar bei der Frage nach dem Menschsein erhellende Gedanken und Zugänge, so begnügt er sich am Ende des Buches mit gezählten 15 Zeilen über die sieben Geistesgaben. Auch die Bildauswahl läßt da und dort zu wünschen übrig: So können die Leser die Gemälde einer jungen Dame von Leonardo und eines Edelmannes von Botticelli bestaunen; doch hinterläßt die kommentarlose Anordnung zweier Kunstdrucke zwischen Texten über die Sprachverwirrung und über Spiritualität Rätselraten.

Eines jedoch kommt in diesem "Geschenkbuch für Firmpaten und Eltern" klar zum Ausdruck: Kaspars Lust, die Dinge beim Namen zu nennen und den Finger in so manche katholische Wunde zu legen: "Ausführlicher ist es geworden, genauer nicht", heißt es da über den Versuch von Theologen, das Wesen des Christseins zu erklären. Anschließend klagt Kaspar: "Religionen und religiöse Führer, die autoritär über den Glauben ihrer Mitglieder herrschen wollen, machen bloß die Wolken des Glaubens dichter." Wie ein Seitenhieb auf das hierarchische katholische System wirkt ein Kommentar über die mittelalterliche Zweiklassenlehre: "Sie betont das Trennende und macht die Laien zu untergeordneten Befehlsempfängern." Schließlich versieht Kaspar auch Gedanken über den Zeitpunkt der Firmung mit einem kritischem Unterton: "Es wäre ein fragwürdiger Erfolg, junge Menschen noch schnell zur Firmung oder zur Konfirmation zu bringen, damit sie sich nicht mehr dagegen entscheiden können. (...) Sonst wird das Sakrament einerseits die Aufnahme in die Erwachsenenkirche, aber zugleich auch der Abschied davon."

Dem Buch mag zwar manchmal der rote Faden abhanden kommen: Ein Ansporn für Firmlinge zum kritischen Christsein ist es aber auf jeden Fall.

Zur Firmung. Das große Geschenkbuch. Von Peter Paul Kaspar, mit einem Vorwort von Bischof Maximilian Aichern. Verlag Styria, Graz 2000. 50 Seiten, geb., öS 149,-/e 11,07

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