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Aus einem offenen Brief des ehemaligen Volksanwaltes Herbert Kohlmaier an Kardinal Christoph Schönborn zur Heiligsprechung Escrivás:

[...] Escrivá ist für mich, ebenso aber auch für sehr viele andere Christen, die Verkörperung einer totalen Perversion christlicher Haltung. Es bedarf, sehr geehrter Herr Erzbischof, keiner näheren Hinweise auf jenes Ärgernis, das der Gründer des "Opus Dei" vielfach hervorgerufen hat. Er bezeichnete jene, die sich nicht als kampfbereite "Soldaten" Christi empfinden, als glaubenslos und "gefallene Seelen wie der Satan". In seinem "Weg" warnt er davor, zum großen Haufen der Dutzendmenschen zu gehören - man müsse sich vielmehr seinem (menschlichen) Leiter hingeben und nicht vergessen, dass man selbst ein Kehrichteimer, ein Eimer für Abfälle sei. Lieben müsste man hingegen den Krieg wie ein Mönch seine Bußgeißeln, der Schmerz möge gesegnet sein, verherrlicht und geheiligt. Dass Escrivá meinte, Hitler sei zu schlecht beurteilt und die Zahl der ermordeten Juden übertrieben worden, sei zusätzlich bloß angemerkt. [...]

Die Vorstellung, einen solchen Menschen wie Escrivá in die Schar der Heiligen unserer Kirche aufzunehmen, erscheint mir absolut unbegreiflich und erfüllt mich geradezu mit Entsetzen. Ich weiß, dass ich damit keineswegs allein in der Kirche stehe. Wie kann so etwas im Namen Christi geschehen? Wer ist Vorbild für uns Gläubige? Teresa von Àvila - "tue deinem Leib Gutes, damit deine Seele Lust hat, darin zu wohnen" oder Escrivá - "dein Leib ist dein Feind und Feind der Verherrlichung Gottes"? Welch grotesker, jedem Verstand widersprechender Gegensatz! [...]

Dr. Herbert Kohlmaier, 1230 Wien

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