Opus Dei beinahe am Ziel

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Hunderter des Gründers: Auftakt für Heiligsprechung und zu neuen Diskussionen ums Werk Gottes.

Am 5. Mai werde der Papst Josemaría Escrivá de Balaguer heilig sprechen. Dies erklärte Kardinal Christoph Schönborn bei den Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag Escrivás in Wien. Dass der Gründer des Opus Dei bald zur Ehre der Altäre erhoben wird, ist seit der Anerkennung eines Wunders auf seine Fürsprache hin, die im Dezember in Rom offiziell gemacht wurde, klar. Nur der Termin für eine der "schnellsten" Heiligsprechungen der Kirchengeschichte (Escrivá starb 1975) war bislang noch nicht bekannt.

Auch nicht beim Opus Dei selbst: "Dass Kardinal Schönborn dieses Datum genannt hat, war für uns eine Riesenüberraschung", so Martin Kugler vom Informationsbüro des Opus Dei in Österreich: Das Opus Dei wisse nichts über diesen Termin.

Überall, wo das Opus Dei Fuß gefasst hat, feierte und feiert man den Hunderter des Gründers gebührend: In Rom fand ein Kongress über die "Würde des Alltags" statt, und auch in heimischen Gefilden begann mit dem Festgottesdienst in Wien am 9. Jänner begann ein "Mitteleuropäischer Kongress" zum gleichen Thema, der bis Ende Juni in verschiedenen Städten Ostmitteleuropas fortgesetzt wird.

Das Opus Dei, um prominente Unterstützer selten verlegen, kann - vom Papst abwärts - zahlreiche Würdigungen des künftigen Heiligen vorweisen. Kardinal Schönborn bezeichnete Escrivá in der Presse als "einen der einflussreichsten modernen Meister der Spiritualität". Der vor Jahresfrist zum Kardinal erhobene konservative deutsche Theologe Leo Scheffczyk, 81, würdigt in der katholischen Wochenzeitung Rheinischer Merkur Escrivás "Versuch, in der menschlichen Arbeit ein Medium und eine Vermittlungsinstanz für die Gnade zu entdecken".

Typisch auch, dass das Opus Dei einmal mehr lobende Wortmeldungen zu Escrivá von Personen, die normalerweise nicht in der ideologischen Nähe des weltweiten Werkes Gottes angesiedelt werden, mit verbreitet: Kurt Koch, Bischof von Basel, würdigt da die Wiederentdeckung des "Taufpriestertums aller Glaubenden", in Kochs Beitrag ist es ihm "ein besonderes Anliegen, Escrivá selbst zu Wort kommen zu lassen, zumal angesichts der heutigen Überfälle von ... Missdeutungen seiner Person und seines Werkes".

Auch Kardinal König (der das Opus Dei nach Wien gebracht hatte) reihte sich in die Lobesschar ein: In einem Interview für die in Barcelona erscheinende, Opus-Dei-nahe Tageszeitung La Vanguardia bezeichnete Wiens Alterzbischof die bevorstehende Heiligsprechung Escrivás als "sehr positiv". In Bezug auf kritische Stimmen über das Opus Dei meinte König laut La Vanguardia , Neuem begegne man immer mit Skepsis, aber: "Es gibt keine Proteste und negativen Stimmen mehr."

Letztere Einschätzung dürfte aber doch noch nicht Realität sein: Erst jüngst klagte etwa Erzbischof Georges Gilson von Sens/Frankreich in der katholischen Tageszeitung La Croix, dass die Seelsorge der Ortsbischöfe durch weltweite Netzwerke wie das Opus Dei behindert werden könnte. Und hierzulande ließ der ehemalige VP-Volksanwalt Herbert Kohlmaier mit einem scharfen offenen Brief an Kardinal Schönborn aufhorchen (siehe unten).

Der französische Opus-Dei-Sprecher François Gondrand wies den Vorwurf von Erzbischof Gilson zurück. Und in der italienischen Tageszeitung La Repubblica meinte der Prälat des Opus Dei, Bischof Javier Echevarría Rodríguez, Anschuldigungen, die Prälatur schränke die Freiheit ihrer Mitglieder ein, seien nie bewiesen worden und wären mittlerweile überwunden.

In Bezug auf Herbert Kohlmaiers Philippika reagiert auch der österreichische Opus-Dei-Informationsbeauftragte Martin Kugler empört: Die Worte Escrivás seien aus dem Zusammenhang gerissen, ihre Zusammenstellung durch Kohlmaier sei manipulativ. Und das Zitat über "gefallene Seelen wie der Satan" sei, so Kugler, definitiv falsch.

Auch wenn das Opus Dei in den letzten Jahren aus den Schlagzeilen verschwunden ist, bleibt zweierlei sicher: Zum einen werden die Diskussionen ums Werk Gottes auch in nächster Zeit nicht wirklich verstummen. Zum anderen kann der Heiligsprechung - ob am 5. Mai oder an einem anderen Datum - kaum noch irgendetwas entgegengestellt werden.

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