Als Frau im Opus Dei

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Für die Autorin dieses Beitrags ist die Spiritualität des Opus Dei wie ein immer neu formulierter Aufruf, Beruf und Berufung zu integrieren: "Hier haben Frauen auch in Bereichen der Menschenführung, Katechese und der geistlichen Begleitung großen Spielraum."

Was das Typische am Leben einer Frau im Opus Dei ausmacht? Gibt es das überhaupt? Zum gemeinsamen Nenner unserer Berufung gehört die Bemühung um eine echte "Einheit des Lebens", ein Schlüsselwort Escrivás und ein Begriff, mit dem Frauen generell wohl mehr anfangen als Männer. Wenn man etwas vereinfacht und behauptet, dass Frauen mehr als Männer immer irgendwie "in Beziehung" leben und fühlen, so müsste es für uns Frauen eigentlich leichter sein, das Ziel des Opus Dei zu verwirklichen: nämlich das ganze Leben auch und mit der Zeit immer mehr und immer unverrückbarer auf Christus auszurichten.

Ganz in Beziehung mit Christus leben, dadurch Gelassenheit und Freude vermitteln, durch geheiligte Arbeit die eigene Mitte finden, das klingt faszinierend und beschreibt dieses Ziel etwas genauer. Es im Auf und Ab eines Tages zu schaffen, im alltäglichen Stress einer Forscherin, Sekretärin, Managerin, Krankenschwester, Landwirtin, Journalistin und/oder Hausfrau und Mutter - ich denke ganz konkret an Frauen, die der Prälatur angehören - ist nichts Leichtes. Der berühmte Satz Escrivás: "Eine Stunde Studieren ist für einen modernen Apostel eine Stunde Gebet", weist auf einen neuen Zugang hin, um Arbeitswelt und Kontemplation zu versöhnen, ja zu integrieren. Die geistlichen "Programmpunkte eines Opus-Dei-Mitglieds wie die Mitfeier der Heiligen Messe auch unter der Woche, feste Zeiten des betrachtenden Gebetes, ein wöchentlicher Bildungskreis oder monatliche Einkehrstunden sind Hilfsmittel, um dieses hohe Ziel anzuvisieren und sich letztlich ihm auch in kleinen Schritten zu nähern.

Schaut man sich die einzelnen Frauen an, die beispielsweise an Einkehrabenden teilnehmen, so findet man keine wesentlichen Unterschiede zu ihren Berufskolleginnen oder zu denjenigen, die vor ihnen beim Elternsprechtag in der Schlange stehen.

Mit "normalen Anlagen"

Ich selbst bin immer wieder überrascht, wie gut das Bildungsangebot im Opus Dei in diesem Sinne "greift": Im Grunde ist die gesamte Spiritualität wie ein dauernder und immer neu formulierter Aufruf, Beruf und Berufung zu integrieren, Arbeit und Familie, das innere Leben und die diversen Beschäftigungen. Und die konkreten Hilfestellungen dazu sind es vielleicht, was ich am Opus Dei am meisten schätze. Sicher gibt es in unserer Zeit fähige, extrem starke Menschen: unermüdliche Missionare, Märtyrer in einer kirchenfeindlichen Umgebung, hervorragende Organisatoren im Sozialbereich, große Mystiker. Ich selbst bewundere solche Glaubenszeugnisse, könnte ihnen aber auf mich gestellt nicht nachleben.

Ich bezeichne mich als Mensch mit "normalen Anlagen", durchschnittlicher Ausdauer und dem Bedürfnis nach intellektuellen und emotionalen Hilfestellungen auf meinem Weg der Heiligkeit, das heißt der schrittweisen Angleichung an das Bild, das Christus von mir hat und das zu verwirklichen ich berufen bin. Im Opus Dei finde ich nicht nur Verständnis oder tröstendes Schulterklopfen nach dem Motto: "Na, in deiner Situation konnte man ja wirklich nichts machen". Das wäre mir zu wenig und auch zu billig, wenn man es an den Aussagen des Evangeliums vom steilen Weg, der engen Tür und des aufs Spiel zu setzenden Lebens misst.

Escrivás Pädagogik war nicht ein bloßes Suchen nach Kompromissen oder ein Vermeiden von Extremen, sondern das kindliche (im Sinn des Evangeliums!) Bemühen um das Beste: Liebe, Heiligkeit, Einswerden mit Christus verlangen Mut und lassen keine Halbheiten zu. Aber sein oft wiederholter Ratschlag: "Wenn ihr heilig werden wollt, müsst ihr sehr menschlich sein", schützt vor unnötigen Härten, vor dem Alles-oder-Nichts, vor blinder Ungeduld.

Escrivá und das Lachen

Und da hat auch die "Frauenfrage" einen wichtigen Platz. Josemaría Escrivá war - selten werden die Fakten von diesem Gesichtspunkt aus betrachtet - ein Revolutionär in Frauenfragen. Nicht, dass er uns zu Priesterinnen weihen wollte, aber er schöpfte unsere Möglichkeiten voll aus. Seit den fünfziger Jahren organisierte er Theologiestudien auch für Frauen, viele Doktorinnen verdanken seiner Initiative ihre akademische Laufbahn. Junge, anfangs aufgrund der herrschenden Umstände im Nachkriegsspanien nicht gerade draufgängerische "Damen aus gutem Hause" wurden über Nacht von ihm zu Schulleiterinnen, Sozialmanagerinnen, Krankenhausverwalterinnen et cetera bestellt bzw. dazu angeregt, Projekte auf die Beine zu stellen, und entwickelten ihre Fähigkeiten "on the job". Heute gibt es unzählige soziale und bildende Einrichtungen sowohl im Westen als auch in den Entwicklungsländern, die von Frauen initiiert, verwaltet, finanziert und erfolgreich geführt werden. Im Opus Dei haben Laien und damit gerade die Frauen auch im Bereich der Menschenführung, Katechese und der geistlichen Begleitung großen Spielraum.

Neben der religiösen und menschlichen Bildung finde ich im Opus Dei schließlich immer wieder den Humor, um gerade im männerbetonten Berufsalltag nicht die Nerven zu verlieren. Die Menschen, die in Escrivás Nähe lebten, bescheinigen oft, "selten so gelacht" zu haben wie im Zusammensein mit diesem heiligmäßigen und zugleich so realistischen Priester, der gerne gesagt hat: Mit beiden Beinen auf dem Boden stehen und den Kopf im Himmel haben!

Die Autorin ist Referentin beim Österreichischen Versöhnungsfonds und gehört der Leitung des Opus-Dei-geführten Studentinnenheims Währing in Wien an.

In Österreich

350 Mitglieder hat das Opus Dei nach eigenen Angaben in Österreich. Die Mitglieder im Opus Dei gliedern sich in drei Gruppen: Die Numerarier sind im Allegemeinen Akademiker und leben zölibatär - nach Geschlechtern getrennt - in den Zentren des Opus Dei. Die Assoziierten leben ebenfalls zölibatär und gehen den verschiedensten Berufen nach. Verheiratete Opus-Dei-Mitglieder sind die Supernumerarier.

In Österreich hat das Opus Dei, so Regionalvikar Martin Schlag, zusätzlich etwa 1.000 "enge Mitarbeiter", die aber keine Mitglieder sind, 3.000 bis 5.000 "Freunde" zählt das Werk nach Einschätzung Schlags hierzulande. Das Opus Dei, das seit 1957 in Österreich tätig ist, unterhält Zentren in sechs Städten, in Wien ist ihm seit 1986 auch ein Teil der Universitätsseelsorge übergeben. ofri

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