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Christen für die Welt

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Etwa 50 Journalisten - und Jungjournalisten -aus Österreich, Südtirol, Ungarn und Jugoslawien diskutierten vom 30. April bis 3. Mai über die Rolle des Laien.

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Etwa 50 Journalisten - und Jungjournalisten -aus Österreich, Südtirol, Ungarn und Jugoslawien diskutierten vom 30. April bis 3. Mai über die Rolle des Laien.

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Als Einstieg hatten die Veranstalter, Verband katholischer Publizisten und Katholische Medienakademie, die sehr spezifisch geprägte Sicht der Laien aus dem Blickwinkel von „Opus Dei“ gewählt: Johannes Torellö, der Rektor der Wiener Peterskirche, die von „Opus Dei“-Priestern betreut wird, entwickelte die Grundzüge einer Spiritualität des Alltags. Zum Ziel der Hingabe an Gott und des Teilhabens an seinem Sein könnten Weltpriester und Laien durch regelmäßiges Gebets- und Sakramentenleben gelangen, das Leben in den Familien, im Beruf, im Einsatz für andere werde so in wahrer Gottesliebe gelebt.

Torellö hob die Großmut („Ma-gnanimitas“) als wichtigste christliche Tugend hervor, nur höchste, mühsam erreichbare Güter sollten angestrebt und dadurch wahre Seelengröße erreicht werden: „Tut alles aus Liebe. So gibt es keine kleinen Dinge mehr: alles wird groß“ zitiert er den „Opus Dei“-Gründer Josemaria Escrivä de Balaguer über die Notwendigkeit der alltäglichen Pflichterfüllung.

Der Linzer Pastoraltheologe Wilhelm Zauner stellte diesen zwischen Laien und Geweihten nicht unterscheidenden Ausführungen Torellös die geschichtliche Entwicklung der fortschreitenden Entmündigung der Laien ab der Konstantinischen Wende gegenüber. (Kaiser Konstantin anerkannte im vierten Jahrhundert offiziell das Christentum im römischen Reich.)

Den „Laikos“ seien in deren Gefolge durch die Symbiose kirchlicher und staatlicher Amtsträgerschaft die ihnen zustehenden Kompetenzen etwa bei Taufe, Eheschließung, Bußsakrament verlorengegangen, sie seien immer mehr „Konsumenten“, immer weniger Vermittler des Glaubens geworden. Erst durch die Säkularisierung hätten die Laien in den Auseinandersetzungen mit Staat und Gesellschaft, auch mit den Wissenschaften, als Repräsentanten der Kirche wieder eine Aufwertung erfahren.

Durch die Taufe hätten aber, so Zauner, nicht nur die einzelnen Gläubigen, sondern auch die Gemeinden am priesterlichen, königlichen und prophetischen Amt Christi teil, zu welchem Dienst sie die Amtsträger — mit ihren spezifischen Vollmachten — ermutigen und befähigen sollten.

Auch der Nestor der Katholischen Erwachsenenbildung in Osterreich, Ignaz Zangerle, wies dem Laien (den er im Gegensatz zum „Priesterchristen“ lieber als „Christen“ bezeichnen würde) wegen seiner Berufung durch die Taufe am „Ende des Konstantinischen Zeitalters“ die wesentliche Rolle zu. Er warnte vor einer Flucht der Laien in die Kirche und hielt die Beheimatung von Laien und Priestern in der Kirche und in der Welt und den Kampf gegen eine Dämonisierung der modernen Welt für unverzichtbar. „Biblischer, brüderlicher und frömmer“ ist seiner Meinung nach die Kirche geworden.

Gegenüber einer Amts- und Rechtskirche müsse eine Geist-und Liebeskirche die Oberhand gewinnen, in der verschiedene Menschenbilder und ungleichzeitige Glaubensentwicklungen („anonyme Christen“) nebeneinander Platz hätten. Mündige Laien müßten „innere Waffenstillstände aushalten“, wenn sie ihren Glauben und ihr Wissen zusammendenken und so in die Kirche und in die Welt hineinwirken. Zauner und Zangerle rückten damit die Frage nach dem „Wie“ der Glaubensweitergabe ins Zentrum, die überlebensnotwendige Vermittlung des Glaubens wird künftig die Positionen von Laien und Amtsträgern bestimmen.

Den weiblichen Laien war ein eigenes Referat der stellvertretenden Vorsitzenden der Katholischen Frauenbewegung, Ingrid Klein, gewidmet. Das durch vielfältige gesellschaftliche Veränderungen bedingte neue Selbstbewußtsein der Frauen in der Kirche mache andere Voraussetzungen und Schwerpunkte weiblichen Engagements in der Kirche notwendig. Dabei komme der verstärkten Auseinandersetzung mit biblischen Frauengestalten, den „weiblichen“ Aspekten des Got-tesbüdes und einer von weiblichen Erfahrungen geprägten Theologie große Bedeutung zu, auch die Frage weiblicher Amtsträger könne nicht ausgeklammert bleiben. Die Partnerschaft von Männern und Frauen in der Kirche sei neu zu gestalten.

Uber die von österreichischen • Laienorgariisatione“n geäußerten Ergänzungsvorschläge zu der von römischen Stellen ausgearbeiteten Unterlage für die Bischofssynode 1987 über „Berufung und Sendung der Laien“ sprach Ernst Waldstein, Mitglied des österreichischen Laienrates. Neben der mangelnden Klärung von Begriffen wie „Weltdienst“ und „Heilsdienst“ sei im Text auch den neuen pastoralen Diensten der Laien zu wenig Rechnung getragen worden.

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