6859339-1977_29_09.jpg
Digital In Arbeit

Dienst am Laien und an der Welt

Werbung
Werbung
Werbung

Wenn Papst Paul VI. durch Motu proprio vom 10. Dezember 1976 einen „Päpstlichen Rat für die Laien” begründete, dann ist der Interessierte zunächst versucht, das Vokabel „pro” (für) zu überlesen. Und dennoch möge die Formel als Symbol für den Geist stehen, der sie prägt: War es doch zuvor eine Dekade lang üblich, von einer Vorläuferorganisation zu sprechen: dem „Consilium de Laicis” (von einem „Rate über die Laien”!).

Das Zweite Vatikanische Konzil war es gewesen, das den Antrag stellte, „daß ein eigenes Sekretariat des Heiligen Stuhles für den Dienst und den Impuls am Laienapostolat eingerichtet werde”. Ein Wunsch, den der Papst nach abgelaufener Zeit des Experimentes nunmehr definitiv in die Wirklichkeit umgesetzt hat.

Wenn wir uns auch für diese Tat des Pontifikats Pauls VI. auf das Zweite Vatikanum beziehen, dann wohl um der Ausleuchtung des theologischen Hintergrundes willen. Hatte doch das Konzil den katholischen (eher vieldi- mensionalen) Begriff des Laien, dessen Sendung in Kirche und Welt erhellt. Die Väter interpretierten sein Wesen im Selbstverständnis des Gottesvolkes, in der Berufung durch das Sakrament der Taufe mit allen ihren Vorrechten, aber auch im Pflichtenkatalog der Gotteskindschaft. Die Teilnahme an der Würde Christi ist es, die das Wesen des katholischen Laien unverwechselbar aus der Fülle sozialer Merkmale menschheitlicher Gemeinsamkeiten heraushebt.

Nun sollte man die Profilierung des Laienbegriffes am Zweiten Vatikanum nicht in noch so wohlgemeinter Euphorie als kopernikanische Revolution hochstilisieren. Dennoch sind Werterkenntnis und konsequente Aufwertung unverkennbar, damit aber auch die vergrößerte Dimension der Verantwortung des Laien für das Schicksal der Kirche. Das „Consilium de Laicis” bildete seinerzeit das Ergebnis und zugleich die konkrete Adaptierung der erkannten theologischen Wahrheiten. Der neue „Päpstliche Rat für die Laien” aber macht sich zehn Jahre fruchtbarer Eroberung zunutze. Die Theorie erfährt gewissermaßen das „Placet” der Praxis.

Darum geht es bezeichnenderweise: fortzuschreiten in der Werterhebung’ des Laienstandes, die vom Konzil gelegten Keime zu entwickeln und deren Früchte reifen zu lassen. Oder mit anderen Wollen: in konkreter Weise (und das werden die kommenden Jahre beweisen) der Vision des Konzils heue Gültigkeit, neue Impulse zu sichern; den Laien anzusiedeln zwischen den polarisierenden Extremen des Laizismus und des Klerikalismus; auf daß die Struktur der Kirche daraus neue Impulse schöpfe, die dem Geist der Urkirche, ja der Apostel, entsprechen.

Wo liegen die Erwartungen?

Dieses Bedürfnis der Weltkirche ist von brisanter Gegenwartsnahe: Sei es, weil die Laien ihre eigene Verantwortlichkeit besser und schärfer profilieren, sei es auch um der höher gesteckten Erwartungen willen, die der Seelsorgeklerus seinen Mitarbeitern zusinnt. Schon in dem Dokument „Evangelii nuntiandi” hatte der Papst diese Hoffnung interpretiert, wenn er den Laien als „Arbeiter am und für das Evangelium” definiert und von den verschiedenem zeitlichen * Aufgaben spricht, die ihm wegen seines Platzes in der Welt zufallen und ihre „besondere Form der Evangelisierung” darstellen. Dieses „Pontificum Consilium pro Laicis” will besagen, daß der Wesenszug des Verhältnisses der Apostelnachfolger und ihrer geweihten Mitarbeiter Dienstcharakter am katholischen Laientum trägt. Damit bekommt der Laienrat eine gewisse Gleichförmigkeit mit den anderen „Ministerien” im Zentrum der Weltkirche: etwa mit den Kongregationen für die Bischöfe, für die Priester, für die Ordensleute.

An der Spitze des Laienrates wirkt ein Kardinal als Präsident und wird dabei von einem Vorstand unterstüzt, dem drei in Rom ansässige Kardinale und ein Sekretär angehören. Die Mitglieder des Rates sind in ihrer überwiegenden Mehrheit auch wirklich „Laien”; und selbst die Berater (Con- sultoren) werden so ausgewählt, daß die Laien die Mąjoritat bilden und zahlenmäßig ein entsprechendes Verhältnis zwischen männlichen und weiblichen Vertretern erreicht wird. Unschwer ist zu erkennen, daß die Zusammensetzung des Laienrates irgendwie jener der kirchlichen Gemeinschaft entsprechen soll.

Bedeutsam ist auch die Duplizität der Aufgabenbereiche, die dem Päpstlichen Rate zugedacht werden: einerseits das gesamte Spektrum des Laienapostolates zu erforschen und mitzu- gestälten; dann aber auch - wenn nicht sogar als Voraussetzung! - Leben und Ordnungsbilder der Laienwelt als solche zu erhellen. Das einführende „Motu proprio” interpretiert und differenziert zugleich:

• Auf apostolischer Ębene sollen die gläubigen Laien, sei es als Einzelpersonen, sei es als Mitglieder laienapostolischer Verbände, inspiriert werden, die Sendung der Kirche aktiv mitzugestalten und aktiv an deren Lebensereignissen teilzunehmen.

• Die Initiativen des Laienapostolats sollen gewertet, ausgerichtet, gefördert werden.

• Die Fragen sind zu beantworten, die auf nationaler wie internationaler Stufe die Gruppen des Laienapostolates betreffen und bedrängen.

• Die Organisationen sind zu unterstützen, die das Leben und die Religiosität der 1 Laien zum Ziele setzen, ebenso wie Bruderschaften, kirchliche Vereine, Dritte Orden und jene Vereinigungen, die aus Priestern und Laien bestehen.

Außerdem gilt das Interesse des Laienrates der Mitarbeit auf liturgischem, katechetischem, sakramentalem, erzieherischem Gebiet. Es darf daher nicht wundemehmen, daß dem Consilium pro Laicis auch die Sorge für die Einhaltung jener Normen obliegt, die die Entfaltung des Laientums gegen willkürliche Fehlentwicklungen absichern und schützen wollen. In diesem Sinne gilt die Sorge des Rates all jenen Bereichen, welche die ctiöze- sanen und pfarrlichen Pastoralräte berühren, damit der Laie aktiv in die „Seelsorge der Gemeinschaft” integriert werde.

Daß unsere Epoche vor der Jahrtausendwende ein Zeitabschnitt des Umbruches und der Neugestaltung geworden ist, ist nicht neu. Aber auf den Umstand, daß „Schwierigkeiten” und Neuentwicklungen einen besonderen Grad der Unsicherheit ausmachen, soll hingewiesen’ sein! Diese Schwierigkeiten zu bewältigen, diese neuen Formen in abgewogene und ausgewogene Bahnen zu leiten, sei Ziel Vorstellung der Laien in der Kirche.

Mein einziger Ehrgeiz als Präsident dės Laienrates wird darin bestehen, in Gelassenheit und mit Sinn für Verantwortung beizutragen, die harmonische Kooperation der Welt der katholischen Laien mit dem Pastoralzentrum der Weltkirche in die Wege zu leiten, zu unterstützen und damit die Einheit der Christenheit zu stärken.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung