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Gemeinde siegte

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Als erste Pfarre in der Bundesrepublik Deutschland hätte kürz-. lieh die Mariä-Himmelf ahrts-Ge-meinde in Köln Priestern des „Opus Dei", einer weltweiten Vereinigung katholischer Laien, der auch Priester angehören, anvertraut werden sollen. Der Kölner Erzbischof, Kardinal Joseph Höffner, bei dem ebenso wie bei Papst Johannes Paul II. die Vereinigung eine hohe Wertschätzung genießt, hatte allerdings den unüblichen Weg einer Befragung der Gemeinde um ihre Zustimmung gewählt, weil offenbar Schwierigkeiten von Seiten der Pfarrangehörigen zu befürchten waren. In der deutschen Öffentlichkeit hatten im vorigen Jahr ehemalige „Opus Dei"-Mitglieder mit Informationen über Glaubenspraxis und Frömmigkeitsformen Aufsehen erregt, Spekulationen um politische Verflechtungen hatten Mißtrauen hervorgerufen. Als Vereinigung hat „Opus Dei" das Ziel, ihre Mitglieder zu einem Leben in christlicher Verantwortung zu befähigen und ihnen dafür spirituelle Bildung und geistliche Hilfen zu vermitteln. Das 1928 vom spanischen Priester Es-crivä de Balaguer gegründete und vom Papst 1982 zur Personalprä-latur erhobene „Opus Dei" hat weltweit etwa 70.000 Mitglieder, darunter 1.200 Priester, von denen viele gleichzeitig in weltlichen Berufen - als Ärzte, Techniker, Professoren, Manager - tätig sind.

Besonders angegriffen wird „Opus Dei" auch seiner systematischen Kinder- und Jugendarbeit wegen; den Anschuldigungen zufolge würden Jugendliche mit psychischem Terror ihren Familien entfremdet, sie würden - ähnlich wie von den Sekten — in Abhängigkeit gehalten.

Ende August hatten nach einer Meinungsbüdung unter den Pfarrangehörigen die Beauftragten der Gemeinde den Kölner Weihbischof Jansen in einem Gespräch gebeten, nicht die beiden in Aussicht genommenen „Opus Dei"-Priester, einen absolvierten Juristen und einen Pädagogen und Kirchenrechtler, mit der Seelsorge in ihrer Kölner Pfarre zu betrauen.

Dies veranlaßte den zuständigen Regionalbeauftragten der Vereinigung, Cesar Ortiz, von sich aus die Übernahme der Pfarre durch die beiden Priester als unzumutbar zu bezeichnen, eine fruchtbare seelsorgliche Arbeit könne bei Ablehnung durch die Mehrheit der Pfarrangehörigen nicht vorausgesetzt werden. Kardinal Höffner gab diese vom „Opus Dei" selbst gefällte Entscheidung an die Pfarre weiter.

In einem nachfolgenden Pressegespräch hob Höffner freilich hervor, daß „Opus Dei" durchaus im Sinne der Kirche handle, „wenn es vergessene Glaubenswahrheiten und vergessene Gebote der Kirche verkündigt, mag sich dagegen auch noch so viel Widerspruch erheben". Gleichzeitig richtete der Kölner Kardinal heftige Angriffe gegen die in den Massenmedien in Gang gesetzte „Hetzkampagne".

Dieser Tage wird übrigens im niederösterreichischen Dreistetten ein Tagungs- und Bildungszentrum des „Opus Dei" eröffnet, in dem theologische Fortbildungskurse, Besinnungstage und familienpädagogische Tagungen stattfinden sollen. Dem Bildungszentrum ist eine zweijährige Hauswirtschaftsschule mit einem Wohnheim für 20 Schülerinnen angeschlossen.

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