(Männer)Bündeleien

Werbung
Werbung
Werbung

Tempelritter, Freimaurer, Illuminaten, Rosenkreuzer, Malteser, Engelwerk, Opus Dei, CV, Schlagende...: Ein Buch gibt Einblicke in "geheime" Gesellschaften.

Irgendetwas Religiöses haftet allen an. Auch wenn sie, wie die "Bilderberger" allererste Adressen aus Politik und Wirtschaft sind, die sich in einem illustren informellen Zirkel zusammenfinden, um die wirklich großen Probleme der Welt zu wälzen. Oder wenn sie, wie die "Schlaraffen", sich als Klub von Spätpubertierenden entpuppen, die einander mit "Lulu" begrüßen und einen Uhu verehren (immerhin zählten sie auch weiland Celebritys wie Alexander Girardi, Franz Lehár, Paul Hörbiger zu den Ihren...).

Die geheimen Bünde

Der Sammelband "Mächtig. Männlich. Mysteriös" will Licht in die "Geheimbünde in Österreich" bringen. Die Autoren, fünf Print- bzw. Ö1-Journalisten, haben ein höchst heterogenes, aber informatives und im Allgemeinen konzis recherchiertes Grundlagenbuch verfasst, das manches Licht in die vorgeblich oder wirklich dunklen Seilschaften bringt. Der Titel ist ein wenig irreführend, denn mächtig sind bei weitem nicht alle vorgestellten Vereinigungen, rein männlich auch nicht immer (wobei nicht verschwiegen werden soll, dass die Bündeleien signifikant männliche Erscheinungsformen darzustellen scheinen), und auch das Mysteriöse zeigt sich unterschiedlich.

Thomas Schallers verschiedene Artikel rund um die Freimaurerei geben einen guten Einblick ins einschlägig klassische Geheimwesen und lassen dessen Ideen und Rituale ebenso plastisch werden wie (für Außenstehende) unverständlich bleiben. Schaller zeichnet auch für den Artikel über die Rosenkreuzer verantwortlich, die sich in verschiedenen Vereinigungen tummeln.

Der frühere Furche-Chefredakteur Heiner Boberski schreibt in einem ausführlichen Beitrag sein Engelwerk-Buch von Anfang der 90er Jahre fort und gibt einen aktualisierten, aber nicht minder beklemmenden Einblick in die katholische "Sekte", als die das Engelwerk dem Leser heute noch erscheint. Auch wenn es derzeit weniger Staub aufwirbelt als vor 10 Jahren, wundert man sich, welch wirklich seltsame Blüten die katholische Kirche in ihren Reihen duldet.

Durchaus ähnlicher Vereinigungen - was die Mystifikationen anbelangt - hat sich Peter Gnaiger angenommen: Er spürt den heutigen Resten der Tempelritter nach, er entlarvt die "Illuminaten", die immer wieder für Verschwörungstheorien herhielten, und holt auch weitgehend unbekannte Bünde - Odd Fellows, die "Vereinigten", ein seltsames Biotop im Lungau, den Druiden- sowie den Paracelsus-Orden vor den Vorhang.

Selbstredend fehlt der katholische Cartellverband nicht, den Robert Weichinger ebenso beleuchtet wie die - extrem rechts stehenden - schlagenden Verbindungen, mit denen der cv naturgmäß nichts zu tun haben will.

"Opus Dei"-Verteidigung

Sind die meisten Kapitel im Buch von einem kritisch-distant-informativen Zugang gekennzeichnet, so fällt an Martin Haidingers Beitrag übers "Opus Dei" dessen apologetischer Charakter auf: Der Ö1-Journalist gibt der Opus-Dei-eigene Sicht des "Werkes Gottes" viel Raum und lässt sich auf Kritik nur schaumgebremst ein; vor allem die großen Fragepunkte ans Opus Dei: die Geheimhaltung, die Entfremdung von Jugendlichen ihrer Umgebung, sogar ihren Eltern etc. spricht er nur rudimentär oder gar nicht an, geschweige denn, dass die Anwürfe entkräftet werden. Dafür qualifiziert Haidinger einen Kritiker des "Werkes Gottes" wie den deutsche Publizisten Peter Hertel als "scharfen Opus-Dei-Feind" ab.

Haidinger zeichnet auch für die Darstellung der Malteser, Grabesritter und Johanniter verantwortlich, sowie der rechtsextremen Thule-Vereinigung. Letztere ist mehr als historischer Exkurs interessant denn als Überblick über die aktuelle rechtsextreme Szene, über die man gern mehr wüsste.

Was es alles gibt...

Auch die Darstellung des durch die Lucona-Affäre wieder verschwundenen sozialdemokratischen "Clubs 45" (Robert Weichinger) scheint weniger von aktuellem, denn von zeithistorischem Interesse. Und der Exkurs des gleichen Autors über das Qualtinger-Café Gutruf am Wiener Petersplatz scheint, auch wenn er kurzweilig verfasst ist, in einem Buch über Geheimbünde doch deplatziert.

Trotz aller Heterogenität ein kompaktes Buch und eine wichtige Zusammenstellung (quasi)religiöser Seilschaften im Lande. Man wundere sich nicht, was es auch hierzulande alles gibt!

Mächtig, Männlich, Mysteriös

Geheimbünde in Österreich

Von Heiner Boberski, Peter Gnaiger, Martin Haidinger, Thomas Schaller, Robert Weichinger. Ecowin Verlag, Salzburg 2005, 319 Seiten, geb. e 19,90

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung