Kreuz und quer motivierend und moderierend

Werbung
Werbung
Werbung

Dass am Bildschirm eine Intensität möglich ist, als fände alles im eigenen Wohnzimmer statt: Als Karl Rahner im Fernsehgespräch mit Peter Pawlowsky offen und umstandslos über die Erwartung des eigenen Todes gesprochen hat, war das spürbar. Dass Pawlowsky seit 1975 in über 100 großen Fernsehgesprächen und als Präsentator des Religionsmagazins kreuz&quer (1995-2000) oft überraschende Antworten bekam, liegt vor allem darin, dass er bei allem Wissen um die Gesetze des Mediums authentisch blieb. Die Lust, Fragen zu stellen, Dinge auf den Punkt zu bringen oder falsche Alternativen nicht gelten zu lassen, zeichnen ihn nicht nur als weithin gesuchten Moderator aus, sondern auch in privaten Diskussionsrunden oder Zwiegesprächen.

Dass Peter Pawlowsky 1990-97 die Abteilung Religion im ORF-Fernsehen geleitet hat und sich in Fragen um Religion und Kirche gerade in den letzten Jahren intensiver denn je öffentlich äußert und engagiert, heißt noch lange nicht, dass sein vitales Interesse darauf beschränkt wäre. Sein Germanistikstudium mit einer Dissertation über Hugo von Hofmannsthal hat ebenso Spuren in ihm hinterlassen wie dass er 1969-87 als innenpolitischer Journalist bei der Wochenzeitung präsent geschrieben hat. Außerdem hat er aus dem Italienischen und vor allem aus dem Niederländischen übersetzt: Gebete und Gotteslob-Lieder von Huub Oosterhuis sind in seiner deutschen Fassung populär geworden. Als Mitglied der Programmkommission konnte er seine ganze Vielfalt in die zahlreichen Veranstaltungen der Kulturhauptstadt Graz 2003 einbringen. Und Furche-Leser sehen alle vier Wochen in den Federstichen den Horizont seines kritischen Blickes.

Daneben war und ist immer noch Platz für den Autor Peter Pawlowsky: Seine in der Reihe Kurz und bündig 1994 erschienene Sicht der Grundtendenzen des Christentums wurde in sechs Sprachen übersetzt, Aufsätze über eine Laien-Spiritualität oder die Relevanz der Theologie haben breite Diskussionen hervorgerufen, vor allem aber der 2004 von ihm herausgegebene Sammelband Maßnahmen gegen den schiefen Turm. 87 Impulse zur Aufrichtung der Kirche. Peter Pawlowsky hat viele Argumente dafür, dass die zentralen religiösen Fragen nach wie vor virulent sind, aber er will sich nicht damit abfinden, dass sie nicht mehr an die Kirche und auch nicht mehr an die Theologie gestellt werden. Oder dass liturgische Elemente und religiöse Rituale abwandern in eine Fernsehsendung wie die Millionenshow.

Pawlowsky kann nicht zusehen, wenn der öffentlich-rechtliche Rundfunk den Bach hinuntergeht. Selbstverständlich hat er sich mit anderen Medienexperten sowie Mitarbeitern des ORF an der Initiative derFreiRaum beteiligt und am Buch Der Auftrag mitgeschrieben. Und er vertritt den ORF im Arte-Programmbeirat. Aber es ist ihm auch keine Sache zu klein, wenn er sie für wichtig hält. Die Zeitschrift Quart gäbe es ohne ihn nicht mehr, und in den Katholischen Akademikerverband, der hinter dieser Publikation steht, bringt er nicht nur Ideen ein, sondern führt auch Veranstaltungen durch. Peter Pawlowsky ist ein großer Motivator. Und nie besserwisserisch, auch wenn diejenigen, mit denen er lustvoll und unverdrossen etwas entwirft, nur halb so alt wie er und öffentlich unbekannt sind.

Erlebt man Peter Pawlowsky, so glaubt man kaum, dass er am 9. April 70 Jahre wird. Schaut man auf das, was er getan hat, ist man verwundert, wie es sich in 70 Jahren ausgeht. CH

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung