Massiv Partei ergreifen

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Der Papst tut es: In seinem Schreiben "Tertio Millennio Adveniente", das er anläßlich des Jahrtausendwechsels schrieb, spricht er sich für einen Schuldenerlaß für die ärmsten Länder aus. Er verweist dabei auf die Bibel, wo - im Buch Levitikus - jedes 50. Jahr zum Jubeljahr erklärt wird, in dem "jeder zu seinem Besitz zurückkehren" soll. Johannes Paul II. propagiert in seinem 1995 veröffentlichten Brief in diesem Sinn, die Schulden der Ärmsten "substantiell zu reduzieren, wenn nicht gar zu erlassen". Gleich zwei Kapitel des Dokuments "Ecclesia in America", das der Papst vor wenigen Tagen in Mexiko unterschrieb, haben dieselbe Thematik zum Inhalt, und Johannes Paul II. tritt nochmals und eindringlich für den Schuldenerlaß ein.

Auch Österreichs Kirche tut es: Die Bischofskonferenz stellte sich schon 1996 hinter eine heimische Initiative zum Schuldenerlaß, Caritas-Bischof Alois Kothgasser erklärte letztes Jahr, Österreich müsse Wege der Entschuldung suchen, "die über bisherige Maßnahmen weit hinausgehen". Und auch die Salzburger Delegiertenversammlung zum "Dialog für Österreich" sprach sich für die Nachsicht der Schulden der ärmsten Länder aus.

Mittlerweile tun es sogar die Mächtigen: Beim Weltwirtschaftsgipfel in Davos kündigte US-Vizepräsident Al Gore an, noch in dieser Woche werde Bill Clinton in seinem Budgetentwurf fürs kommende Jahr einen "markanten Schuldenerlaß" präsentieren. In Davos propagierten noch andere Wirtschaftspolitiker ähnliches, darunter die Finanzminister von Frankreich und Großbritannien, und auch Deutschlands Kanzler Gerhard Schröder will die ärmsten Nationen in die Weltwirtschaft zurückführen und plädierte ebenso für den "umfassenden Schuldenerlaß". Wer weiß, vielleicht macht auch Viktor Klima, zur Zeit im Afrika südlich der Sahara unterwegs, seinen Gesprächspartnern Hoffnung, daß sich Österreich an der "Großzügigkeit" des Nordens beteiligt.

In Wirklichkeit geht es natürlich nicht um eine Großzügigkeit der reichen Länder der Dritten Welt gegenüber, sondern - bei aller Komplexität des Schuldenproblems - um das Recht der Ärmsten auf Menschenwürde, auch in materieller Hinsicht.

Gott sei Dank ergreift die Kirche hier massiv Partei.

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