Judentum - © Illustration: Rainer Messerklinger

Michael Wolffsohns neues Buch: Geschichte, jüdisch gebürstet

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Nein. Einfach macht es Michael Wolffsohn, verdienter und immer wieder aneckender Historiker, seinem Publikum nicht: In seiner „Anderen Jüdischen Weltgeschichte“ bürstet er die Historie auf den Blick eines durch Jahrtausende drangsalisierten Volkes hin. Das ist keine Vergewaltigung geschichtlicher Tatsachen, sondern lässt andere Blicke auf bekannte Ereignisse und Vorgänge zu. Geschichte ist bekanntlich immer auch mit oft unreflektierten Vorannahmen verquickt, und es ist spannend, sie einmal bewusst „jüdisch“ anzuschauen.

Es führt gewiss zu einer Perspektivenweitung, wenn man Wolffsohns historisches Tableau nicht als einzig mögliche Weltsicht wahrnimmt. Auch mag es hierzulande nicht ganz einfach sein, wie der Autor jüdische genetische Dispositionen postuliert, die auf die geschichtlichen Traumata des Judentums rekurrieren. Aber neben einem Parforceritt durch die Weltgeschichte, in der er etwa zur Conclusio kommt, dass die Juden im Orient verglichen mit Europa besser (wenn auch längst nicht gut) lebten, wagt er sich auch an eine geschichtliche Interpretation jüdischer Religion und Theologie.

Wolffsohn rührt da an „Schulweisheiten“ – etwa den absoluten Monotheismus des Judentums. Es wird Wolffsohn bei den Rabbinern gewiss nicht nur Freunde machen, wenn er im Judentum trinitarische, ja sogar polytheistische Elemente ausmacht. Für christliche Rezipienten finden sich da wiederum Anknüpfungspunkte fürs Gespräch über Religionsgrenzen hinweg. Auch daher muss man die „Andere jüdische Weltgeschichte“ wirklich zur Hand nehmen.

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