Religion ist überall

Religiosität bzw. religiöse Versatzstücke finden sich auch im (globalen) Alltagsleben zuhauf. Und in den Auseinandersetzungen zwischen Traditionalisten und Progressiven innerhalb einer Religion wird das „Ursprüngliche“ gern als Kampfvokabel verwendet – etwa wenn die einen Katholik(inn)en die tridentinische Messe als die einzig mögliche und authentische Feierform behaupten. Hubertus Lutterbach, Christentumshistoriker an der Uni Duisburg-Essen, geht in seinem wirklich lesenswerten Buch „Urtümliche Religiosität in der Gegenwart“ derartigen Fragen nach und bewertet sie in religiösen wie säkularen Zusammenhängen. Das Problem haben nicht nur die Christen, sondern Angehörige aller Religionen, und vom Wahlkampf für Barack Obama bis zu Vergeltung und Rache in den Religionen reichen seine kenntnisreich illustrierten Beispiele. Am Ende geht es dem Autor um ein Koexistenz zwischen den Strengreligiösen und den Pragmatikern – Ambiguitätstoleranz angesichts ortho-praktischer und vergeistigter Religiosität nennt er das. Eine wahre, nicht nur historisch unterlegte Fundgrube.