Saudi-Arabien im Wandel

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Noch vor wenigen Jahren herrschte in einem konservativen Land wie Saudi-Arabien der Konsens darüber, dass Musik ein Werk des Teufels sei, und daher wurde sie von den Gelehrten strikt verboten. Jemand, der Musik konsumierte, galt als ein nichtpraktizierender Muslim, der in Sünde lebe. Musiker seien Brüder des Teufels. Vergangenes Wochenende feierte Saudi-Arabien, ähnlich wie in den letzten Jahren, den Nationalfeiertag, aber diesmal geschah etwas, was kaum jemand für möglich gehalten hätte: Es fanden öffentliche Rave-Partys statt, bei denen moderne westliche Musik nicht in verschlossenen Räumen, sondern Open Air gespielt wurde.

Der Staat, der diese Partys selbst finanziert hat, hat dafür extra DJs einfliegen lassen, die professionelle Arbeit geleistet haben. Zudem begleiteten Lasershows das Spektakel in Riad. Das ist aber noch nicht alles, denn Männer und Frauen tanzten zusammen in aller Öffentlichkeit und vom Staat abgesegnet -und zwar diesmal ohne Religionspolizei, die den Menschen das Feiern auf diese Art zu verbieten versuchte und für eine Geschlechtertrennung sorgte.

Wir im Westen sind an diese Formen des Feierns gewohnt. Für Saudi-Arabien ist dies jedoch eine revolutionäre Entwicklung, die banal klingen mag, aber nicht ist, denn sie bezeugt auch einen Wandel im theologischen Denken. Das, was noch vor wenigen Jahren verboten war, ist heute nicht nur erlaubt, sondern wird vom Staat selbst gefördert. Sogar vom einflussreichsten islamischen Staat, der in den letzten drei Jahrzehnten den Salafismus mit viel Ölgeld erfolgreich in die Welt exportiert und dadurch für Wellen der Radikalisierung junger Muslime gesorgt hat.

Hat dieses Land von seinen Fehlern gelernt und ist es nun in der Moderne angekommen? Wird nun mit Unterstützung von Ölgeldern die Modernisierung religiöser Diskurse unterstützt? Hoffen wir es

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