Trunken vor Tora-Freude

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Dieser Freitag ist ein Tag überschwänglichen Feierns im Judentum: Simchat Tora -das Fest der Tora-Freude. Damit geht der in den meisten Gemeinden verwendete einjährige Lesezyklus der Tora zu Ende. In der Synagoge werden die letzten Verse des Buchs Deuteronomium gelesen, die von Moses' Tod berichten -und direkt im Anschluss die ersten Verse des Buchs Genesis. Der Tradition zufolge soll dies den Teufel und seine Unterstellung widerlegen, die Juden feierten nur aus Erleichterung über das Ende des Lesejahrs, aber ohne Vorfreude auf den Wiederbeginn.

Gefeiert wird mit großem Aufwand: Im Gottesdienst werden alle Tora-Rollen aus dem Schrein genommen, und die Gemeinde tanzt mit ihnen sieben Mal unter Freudengesängen um das Lesepult. Zu den letzten Versen aus Deuteronomium werden alle Kinder zum Lesepult gerufen. Ein Gebetsmantel wird über sie ausgebreitet und sie erhalten einen besonderen Segen. Bei den Prozessionen tragen sie bunte Fahnen mit Motiven, die die Bedeutung der Tora illustrieren.

In den 1960er-Jahren bekam Simchat Tora auch eine politische Bedeutung. Juden in der Sowjetunion benutzten den Feiertag, um gegen die staatliche Unterdrückung demonstrativ ihre jüdische Identität zu feiern. Auch die Unterstützer in westlichen Staaten drückten ihre Solidarität mit den Juden hinter dem Eisernen Vorhang zu Simchat Tora aus.

So zentral kann die Heilige Schrift für ein Volk sein, und heilig muss nicht würdevoll heißen. Man kann das Heilige auch ausgelassen und trunken vor Tora-Freude feiern. Denn auch Alkohol fließt an diesem Feiertag.

Die Freude über die Tora ist jedes Jahr neu, obwohl - oder weil -der Text der altbekannte ist und bleibt, und es dann wieder heißt: B'reschít bar'á Elohím et ha'schamájim w'et ha'áretz - Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde

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