Vom Schicksal, ein "Täterkind" zu sein

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Noch während seiner Dienstzeit als Lehrer wurde Martin Bormann, der Sohn von Hitler-Sekretär Martin Bormann,von Freunden und auch von Schülern aufgefordert, aufzuschreiben, was er in seinem Leben erfahren, durchlebt und überlebt hat. Nach seiner Pensionierung hat er zunächst Texte aus dem Dritten Reich zusammengestellt und auf einer Diskette auf den Weg gebracht, Texte, die dokumentieren, mit welchen Mitteln die totalitäre Macht gefestigt wurde.

Als Arbeitshilfe für alle Kollegen, denen der Gegenstand dieser Diskette unter dem Titel "nie wieder! - ... statt dessen ..." Anliegen war und ist wie ihm selbst. Ein Leben im Schatten berühmter Eltern zu führen erweist sich für viele "Kinder" als Problem. Ein Leben gegen den Schatten eines Vaters Martin Bormann zu leben, ist dagegen die reinste Titanenarbeit.

Martin Bormann wurde 1930 als ältestes von zehn Kindern geboren, seine Taufpaten waren Adolf Hitler und Ilse Hess. Auf der "Reichsschule der NSDAP" in Feldafing am Starnberger See erhielt er eine nationalsozialistische, antikirchliche Erziehung. 1945 erlebte er das Kriegsende und den Tod Hitlers. In den Wirren des Zusammenbruchs verlor er die Verbindung zu seiner Familie und strandete unter falschem Namen bei einer Bauernfamilie im Salzburger Land. Die Erfahrung echter christlicher Nächstenliebe dieser einfachen Menschen führten ihn nach und nach zum katholischen Glauben - ein Weg, der mit dem Eintritt in die Ordensgemeinschaft der Herz-Jesu-Missionare und dem Theologiestudium ein vorläufiges Ende fand. Bei seiner Arbeit in der Kongo-Mission geriet er zeitweise als Geisel in die Hände der Simba-Rebellen. Zurück in Deutschland ließ er sich 1971 nach einem schweren Autounfall von den Ordensgelübden dispensieren und arbeitete bis zu seiner Pensionierung als Religionslehrer. Seit 1987 ist er Mitglied der Gruppe "Täterkinder - Opferkinder" von Dan Bar-On (Ben Gurion Universität).

Dieses ehrliche Buch ist nicht nur ein lebendiges Zeitzeugnis, sondern es zeigt auch, was echtes Christentum, das sich in fragloser Nächstenliebe äußert, an einem Menschen zu bewirken vermag.

LEBEN GEGEN SCHATTEN.

Von Martin Bormann. Bonifatius Verlag, Paderborn. 5. Aufl. 1999. 256 Seiten, Brosch., öS 196,-/e 14,24

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