Wahrheit ist (nicht) relativ

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Wenn Gianni Vattimo und René Girard, zwei exzeptionelle Denker der Gegenwart, in Dialog treten, ist eine spannende Kontroverse garantiert.

Der eine: langjähriger linker Abgeordneter im EU-Parlament, Katholik und Atheist (Eigendefinition) sowie einer der erfrischendsten Philosophen Italiens. Der andere: konservativer Katholik und franko-amerikanischer Nach- denker über Gewalt und deren Überwindung, berühmt für seine Sündenbock-Theorie. Wenn Gianni Vattimo und René Girard in Dialog treten, ist für produktive Spannung gesorgt. Der Band "Christentum und Relativismus" dokumentiert Linien dieser Diskussion.

Keine leichte Kost, zumal die Einführung von Pierpaolo Antonello verlangt Leseenergie ab. Aber die nachfolgend abgedruckten Dialoge zwischen Vattimo und Girard, dem nun schon 85-jährigen Doyen der Gewalt-Theorie, entschädigen über weite Strecken dafür: Wo Vattimo im Dialog mit Girard "Christentum und Moderne" den damaligen Vorsitzenden der italienischen Bischöfe angreift, ist politische Auseinandersetzung da: "Wenn Kardinal Ruini sagt, das Kruzifix sei das Symbol unserer Nationalität, dann würde ich ihm eine Ohrfeige geben, wenn ich der Gekreuzigte wäre! Ich will nicht Jesus zu einem Nationalisten machen, er hat mit unserer Nation nichts zu tun und vielleicht nicht einmal mit der Identität Europas." Nicht minder pointiert ist Girard im Dialog "Glaube und Relativismus": "Meines Erachtens sollten wir, anstatt zu resignieren und uns in irgendeine Form des Nihilismus zu retten, indem wir behaupten, es gebe keine gesicherte Wahrheit, wie dies bestimmte Philosophen tun, zu Anthropologie und Psychologie zurückkehren und die zwischenmenschlichen Beziehungen besser studieren, als dies bisher der Fall ist." Nur zwei Beispiele, dass man den Positionen der Kontrahenten etwas abgewinnen kann. Otto Friedrich

Christentum und Relativismus

Von René Girard, Gianni Vattimo, Hg. Pierpaolo Antonello. Verlag Herder, Freiburg 2008. 107 S., geb. € 15,40

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