"WEIHE" für die Klatschspalten

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Nun ist das Ganze endgültig ein Klatschspaltenfall: Ein ehemaliger, heute auch als Priester suspendierter Untergrundbischof aus Tschechien konnte an der jüngsten "Priesterinnen"-Weihe auf der Donau nicht teilnehmen, weil sein Auto von einem Innviertler Pfarrer in der Garage eingesperrt worden war. Solches berichtet das Linzer Neue Volksblatt, wo Dujan Spiner, so der Name des Untergrundhirten, weiter zitiert wird: Er habe in Oberösterreich Priester und gar einen Bischof geheim geweiht.

Es gibt weder im Symbolischen noch im Strategischen eine Sinnhaftigkeit dieser Frauenweiheaktion, und dass mit dem Heranziehen eines "Geheimbischofs" nun - gewollt oder nicht - Assoziationen zur Lage in der ÇCSSR geweckt werden, ist eine Verhöhnung jener Christen, die damals unter extremen Umständen ihren Glauben bewahrten: Auch wenn man den amtskirchlichen und lehramtlichen Umgang mit Frauen kritisieren mag und hier wahrlich Reformbedarf herrscht: Die Inszenierungen rund um die absurde "Priesterinnenweihe" auf der MS Passau ließen das Anliegen zur Farce werden - ein Fall für die Klatschspalten eben. Leider nicht mehr.

Ins gleiche Bild passt, wie - nach Ablauf des Ultimatums der Glaubenskongregation - in München zwei der "Priesterinnen" mit Pappmodellen von Papst und Kardinal Ratzinger gegen die angedrohte Exkommunikation protestierten. Auch wenn bei Redaktionsschluss die endgültige Reaktion des Vatikan noch ausstand: Dass die Amtskirche nicht lang fackeln, sich darüber hinaus aber kaum weiter mit den Renegatinnen befassen wird, liegt auf der Hand: Mit solchen Mätzchen wird Rom im Handumdrehen fertig.

Im reformorientierten Kirchenlager wurde rund um die "Weihe" einhellig argumentiert: Das Ansinnen sei berechtigt, Strategie, Form, Zeitpunkt wären dagegen abzulehnen. Solcher Argumentation ist aber zu widersprechen: Dieses - von kleriaklen bis magischen Stereotypen - Ansinnen war nicht berechtigt. Und es macht - nicht zuletzt in den Augen Roms - all diejenigen lächerlich, die das Kirchenvolks-Begehren und seine Forderung unterschrieben haben, Weiheämter auch für Frauen zu öffnen.

otto.friedrich@furche.at

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