"Besonders hohe Liquidität"

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RZB-Executive Manager Tarek Mourad über Probleme arabischer Banken am Kapitalmarkt.

Die Furche: Kritiker sagen, die Wege, das Zinsverbot im Islam zu umgehen, sind nur ein Trick …

Tarek Mourad: Diese Diskussion gibt es noch im arabischen Raum. Ich finde aber, dass man von der Struktur her islamkonforme Kredite ganz klar unterscheiden kann. Schließlich kauft die Bank bei jedem Kreditgeschäft echte Waren, die sie dann mit Aufschlag und in Raten an den Kunden zurückverkauft.

Die Furche: Bei Privatkunden wird dann meist eine Art Leasingvertrag abgeschlossen. Wie funktioniert das bei institutionellen Kunden?

Mourad: Ähnlich. Wir kaufen zum Beispiel im Auftrag eines Kunden Metalle für, sagen wir, 50 Millionen Dollar am Londoner Metal Stock Exchange. Dann wird ein Aufschlag vereinbart, zu dem die Metalle weiterverkauft werden, der beträgt zum Beispiel zwei Millionen Dollar. Die Bank oder Regierung zahlt dann in Raten ab.

Die Furche: Jede islamische Bank muss sich von einem Scharia-Gremium überprüfen lassen. Gibt es dafür einen internationalen Standard?

Mourad: Nicht wirklich. Soweit mir bekannt ist, werden Gespräche seitens der Association of Islamic Banking Institutions in Malaysia sowie des General Council for Islamic Banks & Financial Institutions in Bahrain im Zusammenhang mit einem Projekt geführt, bei dem man allgemein gültige Kriterien für islamische Banken entwickeln will. Die Mitglieder der Scharia-Gremien müssen aber in jedem Fall an einer Universität die Scharia studiert haben und sich in der Finanzwirtschaft auskennen. Die Lehrinhalte der Universitäten sind von Land zu Land im Prinzip gleich, weichen jedoch im Detail teilweise ab.

Die Furche: Wo sehen Sie die größten Schwierigkeiten für islamische Banken?

Mourad: Es gibt keinen Sekundärmarkt für islamische Produkte, also keine Kapitalgeschäfte mit schon gehandelten Papieren. Die Banken können ihre Liquidität nicht investieren, deswegen ist sie bei islamischen Banken auch besonders hoch. Außerdem sind die Hinterbankgeschäfte nicht gleich, das heißt, eine islamische Bank kann von einer anderen nicht so leicht Geld nehmen oder geben.

Die Furche: Wie wirkt sich der Grad der Religiosität auf das Bankgeschäft aus?

Mourad: Es gibt kein Land, in dem nur islamische Banken arbeiten. Insofern ist das eine Sache, die sich nach der Nachfrage der Kunden richtet.

Die Furche: Und wenn der Staat die Religion vorgibt, wie im Iran?

Mourad: Das hat keinen Einfluss. Im Iran gibt es keine einzige Bank, die nur islamische Produkte anbietet.

Das Gespräch führte Christoph Zotter.

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