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"Die Eltern sind schuld." So lautet - kurz zusammengefasst - derzeit das Urteil von Zeitungskolumnisten, die entweder kinderlos oder mit Lehrerinnen verheiratet sind, über das "Pisa"-Unheil. Als lesefreudige Mutter mit lesefaulen Kindern kommt man da einigermaßen ins Grübeln über das Scheitern der eigenen Erziehung.

Tonnenweise Kinderbücher schleppte man früher heim, las vor, leitete zum Lesen an, war Vorbild mit niedrigem TV- und hohem Buchstabenkonsum. Das Ergebnis? Die Kinder, kaum von der Schule heimgekommen, pfeffern ihre Schultaschen ins Eck, um sogleich an Computer oder Playstation zu kleben. Ganz ohne Lesen geht das nicht: Immerhin chattet der bildschirmsüchtige Nachwuchs und schickt gern massenhaft SMS. Ernsthaft gelesen wird fast nur, was die Schule einfordert. Da wird so manchem dann der letzte Rest an Leselust geraubt - indem man Pubertierende etwa mit "Alpenkönig und Menschenfeind" quält. Es ist aber nicht so, dass Jugendliche nicht auch erstaunliche Fähigkeiten hätten. Jedes geforderte Referat wird zur bunten Powerpoint-Präsentation. Die Pädagogen lassen sich davon meist so beeindrucken, dass sie den bescheidenen Inhalt übersehen.

Und wie ist das im "wirklichen" Leben? Punktet da irgendjemand noch mit humanistischem Bildungskanon? Eher nein. In den Assessment-Centers renommierter Firmen muss man schwachsinnige Tests bestehen, bei denen es von allergrößtem Vorteil ist, schon einmal "Sim-City" am Computer gespielt zu haben. Kürzlich berichtete eine Freundin von einer Konferenz, in der ein Computerfreak eine bombastische Powerpoint-Präsentation mit mickrigem Inhalt vorführte. Der Boss zeigte sich davon schwer beeindruckt. Der Präsentator hat seither eine leitende Funktion.

Die Autorin ist Innenpolitik-Ressortleiterin der "Presse".

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