Ein Thema wird medial gemacht

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Kleine Ursache, große Wirkung: "Austria perspektiv", ein wirtschafts- und gesellschaftspolitisches Trendinstitut der österreichischen Wirtschaft, informierte in einer 15-seitigen Broschüre über den Stand der internationalen Diskussion zur längerfristigen Bevölkerungsentwicklung. Darin wird auf 15 Halbzeilen unter vielen anderen auch ein Denkanstoß von Prof. Hans Werner Sinn (ifo-Institut München) zitiert: dieser nannte es überlegenswert, angesichts der wachsenden Zahl älterer und der sinkenden Zahl jüngerer Menschen die Pensionshöhe unter gewissen Umständen in ferner Zukunft von der Kinderzahl des Pensionisten bzw. der Pensionistin abhängig zu machen.

Der Mediensturm war gewaltig. Aus der 15-Seiten-Broschüre wurde flugs eine "Studie" von "Austria perspektiv", das Zitat des Münchener Professors mutierte blitzartig in einen Vorschlag dieses Instituts. Politiker hechelten ihre spontane Ablehnung, ohne die Broschüre gelesen zu haben. ögb-Frauen riefen lautstark Alarm. Im orf wurde über den "Vorschlag" ebenso berichtet wie in Radio Vatikan. Eine Kolumnistin regte sich über die Weltfremdheit von "Austria perspektiv" auf, wo sich - ebenso wie in den Medien - aufgeregte Leserbriefe häuften, die die "Studienautoren" wild attackierten...

Dies alles kann als Fallstudie dazu dienen, wie ein Thema medial "gemacht" wird, ohne Rücksicht auf die Fakten.

Das Thema selbst ist allerdings höchst diskussionswert: denn unabhängig von der gegenwärtigen Pensionsreform droht in einigen Jahrzehnten erneut die Unfinanzierbarkeit des Pensionssystems. Und dann wird man tatsächlich auch über unkonventionelle Vorschläge diskutieren müssen, ohne Scheuklappen und ohne Denkverbote...

Der Autor ist freier Wirtschaftspublizist und Geschäftsführer von "Austria perspektiv".

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