Erfolgreiches Wirtschaften - ein sittliches Postulat

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Für wirtschaftliche Rahmenbedingungen, die mit knappen Arbeitskräften, Natur- und Kapitalgütern bestmöglich Bedürfnisse befriedigen

Das Wirtschaften der Menschen ist dadurch charakterisiert, dass ihren an sich unbeschränkten Bedürfnissen nur knappe Güter (Waren und Dienstleistungen) zu ihrer Befriedigung gegenüberstehen. Dazu kommt noch, dass die Güter im globalen Rahmen einer global wachsenden und in ihren Bedürfnissen immer anspruchsvolleren Bevölkerung gegenüberstehen.

Was gebietet die Vernunft angesichts dieses Verhältnisses? Sie verlangt, die Knappheit der Güter möglichst zu verringern, das heißt, die Güter möglichst zu vermehren. Und sie erfordert Bemühungen, gegebene Bedürfnisse mit einem geringeren Aufwand von knappen Gütern zu befriedigen oder mit einer gegebenen Menge knapper Güter möglichst viele individuale und soziale (also gesellschaftliche) Bedürfnisse zu befriedigen.

Johannes Messner definiert "Wirtschaft als die bestmögliche Verwendung der knappen Mittel im Dienste der mit den existentiellen Zwecken gestellten Aufgabe".Und er setzt dem hinzu, dass Wirtschaften tatsächlich "nicht nur darin (besteht), einfach Güter zu produzieren und sie so oder so dem Konsum zuzuführen, sondern mit den knappen Arbeitskräften und Natur- und Kapitalgütern die reichste Bedarfsdeckung zu erzielen. Die Sozialwirtschaft ist in diesem Sinne in der Tat ihrem ganzen Grundwesen nach auf die optimale soziale Wohlfahrt ausgerichtet."

Eine solche optimale soziale Ordnung ist ohne erfolgreiches Wirtschaften nicht möglich! Die Löhne müssen daher sowohl als Preis für geleistete Arbeit und in ihrer Funktion als Geldbasis der kaufkräftigen Nachfrage gesehen werden, wenn der Wohlstand vergrößert werden soll. Das heißt, dass auch die Wirtschaftspolitik in der Schaffung der Rahmenbedingungen für das Wirtschaften des Einzelnen durch den Staat erfolgreich sein muss.

Die sozialen (=gesellschaftlichen) Leistungen werden dadurch erbracht, dass sich die teilnehmenden Menschen gesellschaftlichen Institutionen unterworfen haben (freiwillig oder unter Zwang), deren Regeln die gewünschten Entscheidungen bewirken sollen. Die Institution des Betriebs bewirkt die bestmögliche Kombination der Produktionsfaktoren zwecks bestmöglicher Befriedigung der menschlichen Bedürfnisse.

Die Institution des Haushalts dient den Bemühungen, mittels eines gegebenen Einkommens möglichst viele Bedürfnisse der einzelnen Menschen möglichst gut zu befriedigen. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse der Institutionen obliegen für den Betrieb der Betriebswirtschaftslehre und für die Haushalte der Hauswirtschaftslehre und (bei öffentlichen Haushalten) der Finanzwissenschaft.

Der Umgang mit diesen Gütern muss daher im Interesse der Teilnahme aller Menschen daran schon aus ethischen Gründen vernünftig, das heißt rational vor sich gehen.

Unter wirtschaftlicher Vernunft wird der Einsatz von Institutionen verstanden, denen Messner im Naturrecht soziale Funktionen zuspricht. Diese sozialen Funktionen sieht Messner vor allem in den Funktionen des Wettbewerbes, des Geldes und des Kapitals, der Preise, des Gewinns und des Zinses.

Als soziale Funktionen des Wettbewerbsmarktes nennt Johannes Messner folgende:

* Der Markt gehört zu den stärksten gesellschaftsbildenden Kräften. Der Wesensgrund der Gesellschaft ist die gegenseitige Abhängigkeit der Einzelmenschen bei der Erfüllung der ihnen mit den existentiellen Zwecken gestellten Lebens- und Kulturaufgaben. Weil mit dem Eigeninteresse verknüpft, kommt diesen Kräften in der Sozialwirtschaft eine besondere Wirksamkeit zu.

* Der Markt übt die weitere Sozialfunktion der Wirtschaftslenkung aus. Er wirkt darauf hin, dass die Ressourcen aller Art (Boden, Kapital, Arbeit...) zu Produktionszwecken zur bestmöglichen Deckung des Lebens- und Kulturbedarfes der Wirtschaftsgesellschaft dienen. Mit der genialen Entdeckung des schottischen Moralphilosophen Adam Smith, dass der Wettbewerb bewirkt, dass die Verfolgung der Eigeninteressen zum Reichtum der Nation (zum Allgemeininteresse und Gemeinwohl) führt, hat er damit die Wirtschaftswissenschaften begründet.

* Eine weitere Sozialfunktion ist der Beitrag zum wirtschaftlichen Fortschritt (Höchstmaß an Mobilität und Innovationen, Zwang zu produktiven Investitionen und Rationalisierungen).

Die Gesamtheit dieser Institutionen, die die Institution Wettbewerb mit vielen Wirkungszusammenhängen umgibt, wird heute als "die Rahmenbedingungen" bezeichnet. Einen Wettbewerb ohne Rahmenbedingungen gibt es nicht. Die den Wettbewerb umgebenden Rahmenbedingungen möglichst lückenlos und widerspruchsfrei zu gestalten, ist der Gegenstand der Ordnungstheorie der Sozialwissenschaften und der Ordnungspolitik, vor allem des Staates, sei es als souveräner Staat für den nationalen Bereich oder als Völkerrechtssubjekt im internationalen Bereich.

Der Wettbewerb zwingt dazu, dass "der Mensch in den Mittelpunkt der Sozialwirtschaft" gestellt wird. Der Wettbewerb räumt durch seine Preisbildung den Markt (keine unabsetzbaren Überschüsse zu diesen Preisen). Der Wettbewerb befriedigt alle aufgrund seiner Preise noch nachfragenden Bedürfnisse (das ist der sogenannte Grenznutzen). Der Wettbewerb hat mit wachsender sachlicher und räumlicher Ausdehnung vom lokalen Markt über den nationalen, regionalen zum globalen Markt daher einer wachsende soziale Funktion.

Die soziale Funktion des Geldes

Das Geld hat vier Funktionen:

* Tauschmittel,

* Wertmaß,

* Wertspeicherung (Wertaufbewahrungsmittel),

* Rechenmittel (Recheneinheit).

Ohne Erfüllung dieser Funktionen durch die Institution Geld gäbe es weder eine vernünftige Betriebs- oder Haushaltsführung noch eine wirtschaftliche Arbeitsteilung noch ein effektives Zusammenwirken aller wirtschaftlichen Institutionen und Systeme.

Voraussetzungen zur Erfüllung dieser Funktionen durch das Geld:

* Es muss so ausreichend vorhanden sein, dass alle potentiellen Tauschvorgänge auch stattfinden können (ausreichend unter Berücksichtigung von Geldmenge und Umlaufgeschwindigkeit).

* Es muss so knapp sein, dass das Geld seine vier Funktionen erfüllen kann. Sowohl Inflation wie auch Deflation bewirken Fehlsteuerungen im ökonomischen Prozess.

* Es muss gegen andere Währungen frei austauschbar (konvertibel) sein.

* Es muss damit auch seine global zu leistenden Funktionen erfüllen.

Soziale Funktionen hat auch das Kapital (als Geld- und Sachkapital): Als Sachkapital hat es die unersetzliche Aufgabe, die Produktivität der menschlichen Arbeit zu steigern und als Geldkapital die dazu notwendige Finanzierung fruchtbar (das heißt Zinsen bringend oder als Gewinnbeteiligung) zu machen.

Der freie Kapitalmarkt ist damit für Johannes Messner das "Herzstück der Marktwirtschaft". Kapital (Sach- und Geldkapital) muss überall angeboten und überall nachgefragt werden können, so dass die vorhandenen Waren, Dienstleistungen und Kapitalgüter prinzipiell für alle Menschen zugänglich sind.

Alle diese Sozialfunktionen werden kraft der Regeln bewirkt, die die dazu dienenden genannten Institutionen ausmachen. Diese zu erkennen, ist Aufgabe der Sozialwissenschaften und sie zu realisieren, ist Aufgabe einer gut beratenen Wirtschafts- und (einschließlich Sozial-)politik.

Analog zu diesen sozialen Funktionen lässt sich auch eine soziale Funktion des Gewinnes und des Zinses ableiten, die beide für manche Sozialethiker immer wieder Gegenstand ihrer leidenschaftlichen Kritik gewesen sind beziehungsweise immer noch sind.

Die Sozialfunktion des Gewinnes ist demnach:

* ein Zeichen dafür, dass unter Berücksichtigung des gesamten Mitteleinsatzes und dem Wert der gesamten kaufkräftigen Nachfrage danach ein Mehrwert geschaffen wurde, und damit

* ein Anreiz für den Wirtschaftenden zum erfolgreichen Wirtschaften gegeben wird.

Die soziale Funktion des Zinses

Das Geld dient zur Rechenbarkeit für alle ökonomischen Werte, der nachfragenden Bedürfnisse und des verfügbaren Angebotes in Form von Preisen. Der Preis für geborgtes Geld ist der Zins. Dieser hat wie jeder Preis die aktuelle Nachfrage nach einer Ware oder Dienstleistung auszudrücken und das aktuelle Angebot zur Befriedigung derselben zu lenken. Die Institution der Zinsen dient wie jeder Preis zur Lenkung der Nachfrage (auch im Sinn einer Beschränkung) und zur Vergrößerung des Angebotes (als Anreiz zu dessen Erhöhung).

Gemeinsam ist allen diesen Funktionen, dass sie ein erfolgreiches Wirtschaften zur Folge haben.

Der Autor ist Mitherausgeber der furche, sein Beitrag ein Auszug aus seinem Vortrag beim 6. Internationalem Johannes-Messner-Symposion, das vom 24. bis 26. September in Wien stattfand. Die Vorträge des Symposiums werden in einem Sammelband veröffentlicht.

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