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"Geiz ist geil", hechelt die aufgeregte, sich überschlagende Stimme im Stakkato durch den Äther. Reklame ist angesagt, für den Konsum bei XYZ. Je mehr du kaufst, desto mehr sparst du, suggeriert der sprachspielgeile Superslogan. Also kauf' gleich die ganze Firma, dann hast du am meisten gespart!

Die Mentalität entspricht dem Geist der Zeit. Nicht wer gibt, ist der Held, sondern wer nimmt. Nicht der Großzügige prangt am Plakat, sondern der Geizgeile. Nicht Nächstenliebe ist gefragt, nicht einmal Fernstenliebe, sondern Eigenliebe.

Dieser Geiz ist "immer und überall". Am Ruder sind die Kostenknechte. Sparsamkeit ist gut und schön, aber man kann auch kaputt sparen. Unter anderem kann man auch die Motivation fortgeizen. Die Gesichter der Menschen in den U-Bahnen und auf den Straßen sprechen Bände. Anderswo trifft man weithin heiter lächelnde Augen, bei uns überwiegend mürrische Mienen.

Geiz wird Allgemeingut. Der Staat geizt mit Asylantenplätzen. Der Bund wirft die Kompetenz wie eine heiße Kartoffel den Ländern und Gemeinden zu, die schleudern sie zurück: Bei uns doch kein Asylantenheim, hecheln aufgeregte, sich überschlagende Stimmen von Bürgerinitiativen im Stakkato durch den Äther. Und dieselben Medien, die diese Stimmung schüren, bringen Artikel über Österreicher, die in der Nachkriegszeit als Kinder in Holland und anderswo Aufnahme und Nahrung fanden, weil sich diese Menschen damals nicht einmal dagegen gesträubt haben, hungernde Kinder ehemaliger verhasster Kriegsgegner aufzunehmen...

Von einem "Verlust der Menschlichkeit" sprach nicht nur Konrad Lorenz. Von Herbergsuche spricht nicht nur die Bibel. - Geist ist nicht geil. Geiz ist krank.

Der Autor ist freier Wirtschaftspublizist.

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