Im Land der Spesenritter

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Der Umgang mit Spesen ist immer eine heikle Sache. Wahrscheinlich sind in Wirtschaft und Politik schon mehr Top-Leute über ihre Spesenabrechnung gestolpert als über ungenügende Leistung im Job. Ganz besonders sensibel ist das Thema natürlich in Zeiten, in denen dauernd vom Gürtel-enger-Schnallen die Rede ist. Da wird Spesenmachen auf Regimentskosten sehr schnell als Provokation empfunden - selbst dann, wenn Art und Ausmaß durchaus den langjährigen Gepflogenheiten unserer Breiten entsprechen. Diesen Gepflogenheiten verdanken ja viele Haubenlokale ihre Existenz - was man unschwer an deren Öffnungszeiten erkennen kann.

Dass der Durchschnittsbürger die Notwendigkeit so mancher Spesenabrechnung nicht einsehen kann, liegt oft an der Höhe (viele Restaurantrechnungen übersteigen das Monatsdurchschnittseinkommen), aber auch am Konstruktionsprinzip. Die Lizenz zum Spesenmachen wird oft als Gehaltsurrogat vergeben - mit dem Zusatznutzen für den Spesenritter, dass dieser Einkommensbestandteil de facto steuerfrei ist und höchste hierachische Weihen signalisiert.

Kein Spesenritter aber ist davor gefeit, dass es in seiner Organisation einmal zum Krach kommt und seine Gegner Spesenabrechnungen Medien, dem Staatsanwalt oder dem Finanzamt zuspielen. Es muss ja nicht immer gleich eine Parteispaltung unter Zurücklassung der Buchhaltung bei jenem Teil sein, bei dem man auch die Schulden zurückgelassen hat.

"Ehrlich währt am längsten" ist alt, aber immer noch gut, und heißt, dass auch das p.t. Publikum mitspielen und eine leistungsgerechte Bezahlung der Politiker und Manager akzeptieren muss. Sonst werden wir entweder von Amateuren oder von Spesenrittern geführt.

Der Autor ist Generalsekretär des öamtc.

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