"Informierte sind klar im Vorteil“

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Greenwashing ist verbreitet, doch Konsumenten können sich wehren. Das Wichtigste ist, zu recherchieren, Fragen zu stellen und sich das Kleingedruckte anzusehen.

Nunu Kaller, Pressesprecherin von Global 2000, appelliert an die Konsumenten, genau nachzulesen.

DIE FURCHE: Wie defininieren Sie Greenwashing?

Nunu Kaller: Greenwashing sind Nachhaltigkeitsprojekte, die nicht am Kerngeschäft eines Unternehmens ansetzen. Man sollte sich die Frage stellen: Hat die "grüne“ Leistung irgendetwas mit dem Kerngeschäft des Unternehmens zu tun?

DIE FURCHE: Woran erkennt man Greenwashing?

Kaller: Das Wichtigste ist Recherche, sich genau das Kleingedruckte anzusehen, Vergleichszahlen zu suchen. Wenn ein riesiges Textilunternehmen wie H&M zum Beispiel angibt, es hätte 15.000 Tonnen Biobaumwolle verarbeitet, aber keine Referenz angibt, wieviel es insgesamt verarbeitet, ist das verdächtig. Und wenn es mit den 15.000 Tonnen auch noch riesig Werbung macht, dann ist das ein Anziehen von einem grünen Mäntelchen. Man muss immer die "grüne“ Leistung, die ein Unternehmen macht, mit der Art vergleichen, wie sie beworben wird.

DIE FURCHE: Können Sie ein weiteres Beispiel nennen?

Kaller: Die Luxus-Ledermarke Louis Vuitton rettet jetzt in Paris die Bienen und hat eigene Bienenstöcke aufgestellt. Was hat das mit Leder zu tun? Mit dieser PR-Aktion wird bloß davon abgelenkt, dass das Leder weiterhin mit Chrom gefärbt und dadurch die Umwelt gewaltig verschmutzt wird.

DIE FURCHE: Wie kann man seriöse Werbung/PR von Greenwashing unterscheiden?

Kaller: Indem man sich genau anschaut, was da beworben wird und in welcher Relation es zur Gesamtproduktion steht. Auch hier gilt: Wer sich informiert, ist klar im Vorteil. Letztes Jahr schaltete Bellaflora eine Anzeige, in der das Unternehmen drei Bioprodukte bewarb, während im Hausgartenbereich das meiste Geschäft mit Pestiziden gemacht wurde. Dieses Jahr kam das Umdenken: Alle chemisch-synthetischen Pestizide wurden aufgelistet, und Bellaflora bietet ab sofort nur noch biologische Pflanzenschutzmittel an. Letztes Jahr war es Greenwashing, jetzt ist es nachhaltiges Denken - weil sich der Hintergrund geändert hat.

DIE FURCHE: Wie kann sich der Konsument wehren?

Kaller: Indem er wieder anfängt, Fragen zu stellen und sich zu informieren: Wo kommt das Produkt her? Wo ist der "grüne“ Vorteil?

DIE FURCHE: Wie glaubwürdig sind Nachhaltigkeitsreports?

Kaller: Die meisten großen Unternehmen orientieren ihre Berichterstattung an den Richtlinien der Global Reporting Initiative. Diese wurde vor wenigen Wochen überarbeitet, es sollen jetzt nur noch Kriterien vorkommen, die sich am Kerngeschäft der Unternehmen orientieren. Bis dahin war es den Unternehmen überlassen, wie genau sie berichten wollten oder welche Kriterien sie auswählten - was natürlich zu Missbrauch verleitete.

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