Mensch oder Maschine?

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"Wenn das menschliche Gehirn so simpel wäre, dass wir es verstehen könnten, wären wir so simpel, dass wir es nicht könnten", meint der englische Neurowissenschaftler Emerson Pugh durchaus ironisch.

Manche halten sich für sehr weise: so etwa der deutsche Hirnforscher Wolf Singer (Furche Nr. 6/06) oder der sympathische Philosoph Rudolf Burger (profil Nr. 7/06). Ersterer erklärt uns für willenlose Konstrukte, letzterer hält katholische Pfaffen, jüdische Rabbis und islamische Imame für geistig zurückgeblieben. Beiden sei ihre Haltung unbenommen.

Nur: unsere beiden Gescheiten, wären sie vor die Aufgabe gestellt, die "Sechs W" der Schöpfungsgeschichte zu reportieren, könnten dies nicht. Sie wissen nicht um das Wer, Was, Wann, Wo, Wie, Warum ihrer und unserer Existenz. Interessanterweise halten sie aus dieser ihrer beschränkten Weltsicht andere, die die Welt anders sehen, für beschränkt, eine amüsante Facette erkenntnistheoretischer Hoffart. Singer und Burger sind zu bedauern, sie gleichen Darmbakterien, die sich im menschlichen Verdauungsorgan befinden, Sonden zur gegenüberliegenden Darmwand senden, den Darm ihres unerkannten Wirtes für die Welt und sich selbst für supergescheit in ihrem Kosmos halten, und dabei doch nur in der Sch... sitzen.

Singer meint: Es ist furchtbar, wenn einer ein Gehirn hat, das ihm nicht zuvor kommt, wenn einer drauf und dran ist, jemand anderen totzuschlagen. Ja, das ist ähnlich furchtbar, wie wenn jemand ein Gehirn hat, das seine müde Teilerkenntnis für die Welterkenntnis hält.

Sollen wir mit Burger und Singer darüber diskutieren? - Doch wer diskutiert schon gern mit seelenlosen Maschinen, willenlosen Mechanismen? Da sei ihnen lieber Platons Höhlengleichnis zur Lektüre empfohlen.

Der Autor ist freier Wirtschaftspublizist.

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