Ostländer dürfen nicht Opfer werden

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Die Krise trifft ihr schwächstes Glied. Der Aufholprozess der Erweiterungsländer und ihrer Nachbarn hat in den letzten 15 Jahren alle Prognosen übertroffen. Westeuropa ist schwächer gewachsen als die USA, aber inklusive Transformationsländer und ihrer Nachbarn ist das weitere „Europa“ mindestens gleich stark gewachsen wie die USA.

Diese Region wird nun von der Krise erfasst. Investoren fallen aus, weil sie ihre Verpflichtungen zurückschrauben. Sinnvolle Projekte werden verzögert oder stehen still. Die Länder werden so Opfer der US-Krise, ohne diese im Geringsten mitverschuldet zu haben. Für Österreich ist das eine besondere Belastung, weil unser Engagement besonders hoch ist.

Wichtig wäre es für chancenreiche Projekte, für die ein Investor oder Finanzier ausfällt, rasch einen Ersatz zu finden. Eigentlich ist das eine große Chance für neue Investoren: Die Projekte sind weit durchgeplant, der Markt ist erforscht, Genehmigungen liegen vor. Und Finanzkapital ist wirklich nicht knapp! Es gibt in Krisen generell einen Kapitalüberschuss, weil die Nachfrage von Unternehmen nach Investitionen sinkt. Dazu kommt, dass schon vor der Krise Kapital angesammelt wurde. Große Überschüsse haben sich in Staatsfonds angesammelt, durch Öleinnahmen oder hohe Rohstoffpreise – in arabischen Ländern, aber auch in Indonesien, China, Russland und Norwegen. Es gab Skepsis, ob westliche Firmen diese Gelder nehmen sollten, weil politischer Einfluss befürchtet wurde. Die Quellen sprudeln nicht mehr so stark, aber sie sind verfügbar.

Eine Clearingstelle – privat organisiert, mit Unterstützung der Bundesregierung, der Länder, der Sozialpartner – könnte unbürokratisch vermitteln und Projekte benennen, bei denen es ökonomisch unberechtigte Finanzierungsengpässe gibt. Ihre Aufgabe wäre es, Investoren und Finanziers zusammenzubringen, seien es österreichische Banken, internationale Finanzträger oder staatliche Investitionsfonds. Eine Clearingstelle ohne Eigeninteresse, aber im Interesse der österreichischen Wirtschaft und der Dynamik der Erweiterungsländer.

Der Autor ist Direktor des Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO).

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