Uniform und egalitär

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Timberlandschuhe, Hose von Replay, Gap-T-Shirt: Fertig ist der Schüler - und zwar keineswegs nur in der Oberschicht. Teile schicker Billigketten wie H&M oder sogar ein Flohmarkt-Täschchen dürfen dabei sein. Schließlich ist Mix & Match erwünscht. Man ist ja schließlich nicht nur Markentrottel. Oder doch? Der Druck auf Eltern, teure Kleider für den Nachwuchs anzuschaffen, ist enorm gewachsen. Wer sich nicht die Jeans leisten kann, die in der Klasse gerade angesagt sind, gilt quasi als armutsgefährdet.

Aus diesem Dilemma gibt es nur einen Ausweg: das Revival der zu Unrecht schwer verpönten Schuluniform. Kritiker finden sie verstaubt, weil sie mit snobistischen britischen Privatschulen in Verbindung gebracht wird. Aber sind Schuluniformen nicht in Wahrheit ziemlich egalitär? Es müssen als Alltagsbekleidung ja nicht gleich spießige Faltenröcke für Mädchen (Moment, sind die nicht sogar gerade wieder ziemlich hip?) und altvaterische Blazer mit Goldknöpfen für Buben sein. Dieselben dunkelblauen Pullis und hellblauen T-Shirts/Hemden eines Herstellers für alle: Ist das schlecht? In England gibt es ganze Supermarktabteilungen für Schuluniformen. Alljährlich könnte die Schule einen Flohmarkt veranstalten, wo man zu klein gewordenes Gewand der Großen an die Kleineren verkaufen kann. Direktoren wären mit einem Schlag das Problem los, Kleidungsvorschriften für diverse Nachwuchs-Britney-Spears zu erlassen, die in der heißen Jahreszeit gern nur eine Art Bikini-Top im Klassenzimmer tragen. Gleichzeitig entstünde eine corporate identity der Schule.

Natürlich werden die Kinder andere Wege finden, um der Konsumtrottelei weiterhin zu frönen. Aber ein wenig Einhalt zu gebieten, kann ja trotzdem nicht schaden.

Die Autorin ist innenpolitische Redakteurin des "Standard".

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