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Vor rund zwanzig Jahren entdeckte die Verhaltensforschung die eineiigen Zwillingsstudien. Getrennt aufgewachsene und genetisch idente Zwillinge zeigten oft das gleiche Verhalten - beide rauchten, liebten Gartenarbeit, waren sehr gläubig etc. Die Studien wurden und werden als Beweis für die Macht der Gene herangezogen.

Neuerdings interessieren sich einige Forscher aber nicht mehr nur für die Gemeinsamkeiten der Zwillinge, sondern auch für deren Unterschiede. Warum erkrankt Jason etwa an Diabetes, während sein genetisch identer Bruder Gavin von der Insulinkrankheit verschont bleibt? Der Grund kann offensichtlich nicht im Genmaterial liegen (weil das ist ja gleich), sondern ist in der (molekularen) Umwelt zu suchen. Das Beispiel stammt von der informativen und gut verständlichen Webseite des Europäischen Epigenom-Exzellenznetzwerks (siehe Link unten).

Für Thomas Jenuwein, Mitbegründer des Netzwerks und am Institut für Molekulare Pathologie in Wien tätig, muss mit den epigenetischen Erkenntnissen auch das alte Bild von der DNA als festgeschriebenes Buch des Lebens korrigiert werden. In einem Interview meinte er kürzlich: "Der Text bleibt in allen Kopien derselbe, aber jeder einzelne Leser des Buchs wird die Geschichte auf etwas unterschiedliche Weise interpretieren" (Standard, 27. 3. '07).

Weniger Macht den Genen, dafür mehr Macht dem Interpreten. Wie wir damit zu Rande kommen, wird sich zeigen.

http://epigenome.eu/de/

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