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Algerische Invasion

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Die französische Öffentlichkeit wurde in den letzten Monaten durch eine erschreckende Häufung krimineller Delikte aufgeschreckt. Immer wieder brachte die Boulevardpresse Balkenüberschriften über Morde,

Vergewaltigungen, Raubüberfälle, die von eingewanderten Algeriern begangen wurden, und die ausgedehnten Razzien der Polizei in der Pariser „Casbah“. Es ist nicht übertrieben, zu behaupten, daß zeitweise

in fünf von Algeriern bewohnten Stadtbezirken eine derartige Unsicherheit herrschte, daß sich viele Bürger nachts kaum auf die Straße trauten.

Die Zustände wurden schließlich so unerträglich, daß sogar die regierungsfreundliche Presse, die bisher rechtsradikalen Publikationsorganen die Schwarzmalereien und Anklagen gegen die Passivität der Regierung überlassen hatte, offen zugab, daß es in Frankreich — und vorwiegend in Paris und seinen Vororten — ein „ernstes Problem der Algerier“ gebe, vor dem man seine Augen nicht verschließen könne. Diese Erkenntnis wurde durch eine kürzlich veröffentlichte Statistik des Pariser Polizeipräsidenten, Popon, ausgelöst, die sich mit dem algerischen Anteil der Kriminalität im Pariser Raum befaßt. Wenn man berücksichtigt, daß Groß-Paris rund fünf Millionen Einwohner hat, von denen etwa 180.000 auf zugewanderte algerische Arbeiter entfallen, wird man sich der Tragweite der bekanntgegebenen Zahlen bewußt werden: Auf Nordafrikaner werden 33 Prozent der Raubüberfälle, 58 Prozent aller Geschäftsdiebstähle, 33 Prozent der verhafteten Zuhälter, 32 Prozent der Bluttaten und 39 Prozent der Auto-einbrüche zurückgeführt.

In einem Monat 65.000 Einwanderer

Nach den amtlichen Statistiken befanden sich Ende Dezember 1963 mehr als 500.000 Algerier auf französischem Boden. Im vergangenen Jahr registrierte man nach einer Gegenüberstellung von Zu- und Abgängen — in der Periode 1962 bis 1963 war nach der Unabhängigkeitserklärung Algeriens eine starke

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