Beirut Denkmal - © Foto: APA / AFP / Joseph Eid

Beirut: Denkmal der Verzweiflung

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Was nach der Explosion vom 4. August blieb.

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Was nach der Explosion vom 4. August blieb.

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Wer Beirut in den letzten Jahren besucht hat, kennt das Geräusch zahlloser Dieselgeneratoren, die in den Höfen der libanesischen Metropole angeworfen werden, wenn wieder einmal der Strom ausfällt. Die marode Infrastruktur ist schon lange ein Menetekel für den politischen Stillstand und die Unfähigkeit, der Bevölkerung des gerade oberösterreichgroßen Landes die Existenz zu gewährleisten. Auch dass der Libanon 1,5 Millionen Flüchtlinge aus Syrien – ein Viertel der Wohnbevölkerung – zu stemmen hat (und stemmt), macht die Lage noch explosiver. Die nach einem religiös-politischen Schlüssel aufgeteilte Macht zwischen den teils bewaffneten Parteiungen im Land hat zu einem jahrzehntelangen Patt, aber keineswegs zur Stabilisierung der Gesellschaft geführt. Dass im Hafen von Beirut über Jahre tausende Tonnen Ammoniumnitrat gelagert wurden, war den Behörden und politisch Verantwortlichen bekannt. Aber ebenso wie bei der Elektrizität folgten keine Maßnahmen, ­sodass die Detonation des Gefahrenguts am
4. August mindestens 165 Tote und eine verwüstete Stadt hinterließ. Die Regierung des Libanon unter Ministerpräsident Hassan ­Diab, die erst im Jänner 2020 nach monatelangem Tauziehen gebildet werden konnte, trat am 10. August zurück. Das Denkmal der Märtyrer im Zentrum Beiruts, das von Protestierenden mit libanesischen Fahnen und einem Galgen „geschmückt“ wurde, sagt alles über die verzweifelte Stimmung im Land.

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