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Für und wider Deutschland

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Damals hatte das Volk - wenigstens teilweise - noch die Möglichkeit mitzureden, zu welchem Staat es gehören wollte. Der Vertrag von Versailles hatte Gebietsabtretungen an Deutschlands Nachbarn festgelegt, die Volksabstimmungen unterworfen sein sollten.

Als erstes Gebiet stimmten die Bewohner von Schleswig ab, wo nördlich der Linie Flensburger Förde -Padborg - Sylt die Demarkationslinie zwischen der nördlichen und der südlichen Zone verlief. Im Norden war die Mehrheit der Landbevölkerung trotz der deutsch besiedelten Städte eindeutig dänisch, im Süden stimmten am 14. März 1920 - vor 75 Jahren - 80 Prozent für Deutschland.

In Eupen und Malmedy sollten sich jene Bewohner, die für ein Verbleiben beim Reich votieren wollten, in Listen eintragen - bedroht von Ausweisung und Kürzung der Lebensmittelzuteilung. So meldeten sich lediglich 270 der 35.000 deutschen Stimmberechtigten. Immerhin wurde dann Deutsch als dritte Staatssprache anerkannt.

Ebenfalls im Juli 1920 in Alienstein ins Marienwerder (Ostpreußen) abgestimmt. Hier gab es Mehrheiten von 98 und 93 Prozent für Deutschland. Oberschlesien kam als letztes umstrittenes Gebiet an die Reihe. An der Abstimmung am 20. März 1921 beteiligten sich 98 Prozent der Wahlberechtigten.

Das Gesamtergebnis lautete 60 zu 40 für Deutschland - jedoch ohne klare Abgrenzung zwischen deutschem und und polnischem Siedlungsgebiet. 597 polnische gegenüber 664 deutschen Gemeinden - unter ihnen fast alle Städte - lagen über ganz Oberschlesien verstreut. Als daraufhin der polnische Rechtsanwalt und Publizist Wojciech Kor-fanty zum dritten Mal versuchte, mit Freischaren vollendete Tatsachen zu schaffen, entschied der Völkerbundsrat, Oberschlesien zu teilen und schlug den Ostteil mit den wertvollen Kohlegruben Polen zu.

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