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Konzils-„Gedächtnis" beim Diözesanforum

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Die neue Lainzer Pfarrkirche in Wien, 1968 fertiggestellt, erhielt den Titel: Konzilsgedächtniskirche. In dieser Kirche fanden alle Sitzungen der Wiener Diözesan-synode 1969-1971 statt. Letztes Wochenende tagte dort das Wiener Diözesanforum. Vergangenes wurde wieder wach, an Vergangenem konnte man Heutiges messen.

Die Diözesansynode damals wollte die Ergebnisse des Konzils auf die Kirche von Wien transponieren. Erstmals auf solch einer Synode waren Laien in hohem Prozentsatz vertreten. Die für die Zukunft prägendsten Beschlüsse waren die Teilung der Diözese in drei Vikariate und die Einführung pastoraler Gremien. Die Entscheidungen fielen nicht leicht(-fertig), oft erst nach heftigen, aber offenen Auseinandersetzungen.

Erzbischof Franz Jachym leitete diese Vorgänge als Präsident der Synode klug und souverän. Schneller als erwartet wurden Pfarrgemeinderäte eingeführt. In vielen Pfarren beleben sie die Seelsorge, in unbesetzten Pfarren tragen sie oft allein Verantwortung, daß die Arbeit weitergehen kann.Vielen ist dadurch klar geworden, daß Kirche alle Getauften sind und nicht nur der Klerus.

Das Wiener Diözesanforum jetzt ist keine Synode, gibt aber auch stimmungsmäßig ein anderes Bild. Die älteren Mitglieder haben die Synode miterlebt, teils mitgestaltet. Sie wollen wieder initiativ sein, für neu entstandene Probleme neue Lösungen suchen dürfen. Viele jüngere ziehen völlig mit. Es gibt in vielen Fragen eine erstaunlich große Einmütigkeit.

All diese macht besorgt, wenn Diskussionspapiere allzu früh zensuriert und Themen ausgeklammert werden, wenn ausführliche offizielle Anmerkungen und Weisungen, zugleich mit den Unterlagen veröffentlicht, ein weiteres Gespräch fast hemmen. Wenn dabei nicht das Sachargument so sehr wiegt, sondern eher die Furcht, Rom könnte diesbezüglich ja schon anders entschieden haben.

Als ob Mitverantwortung in der Kirche nicht auch gerade im mutigen Weiterdenken bestünde?

Während des Diözesanforums wurde die schon lang angekündigte novellierte Pfarrgemeinde-ratsordnung verteilt. Eingehende Diskussion war nicht möglich, da die Endfassung vorher nicht bekannt war. Unverhohlen wurde aber die Besorgnis ausgedrückt, gegenüber früher wäre die Stellung des Pfarrers zu stark betont, die Mitwirkung der Laien jedoch zurückgedrängt. Ob solches knapp vor den neuen Pfarrgemeinderats-wahlen einladend wirkt?

In der Lainzer Kirche dachten viele wieder an das Konzil. Gedächtnis kann Erinnerung an etwas sein, was einmal gewesen ist. Kirchlich denkt man eher an „memoria", ein Gedächtnis dessen, was früher geschah, heute gegenwärtig ist und in die Zukunft weist. Möge das „Konzilsgedächtnis" vielen wieder Mut machen, voranzuschreiten!

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