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Fortschritt oder Reaktion?

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Die schwierigste Phase der Wiener Diözesansynode dürfte mit dem Abschluß der 1. Session vorüber sein. Galt es doch, in der Vorbereitung dieser Synode einen völlig neuen Weg zu beschreiten, nicht nur nach der inhaltlichen Seite hin, sondern auch nach der organisatorischen. Man wollte im breitesten Kirchenvolk das Interesse und die Mitarbeit an der Synode wecken. Dies geschah durch die freie Wahl von Synodalvertretern in den Pfarren, aus denen die Regionalsynoden gebildet wurden und in freier Wahl eines Drittels der eigentlichen Synodalen. Ob es gelungen ist, das Interesse des breiten Kirchenvolkes zu gewinnen oder nicht, wollen wir hier nicht entscheiden. Es gab bei den Wahlen wie bei der Zusammensetzung der Synodalengremien manche Mißtöne und Mißgriffe. Auf alle Fälle verdienen die Geduld und Beharrlichkeit und nicht weniger der Optimismus der Organisatoren volles Lob. Man kann also mit dem in kurzer Zeit Erreichten zufrieden sein. Der in den Synodalengremien erfaßte Teil des Kirchenvolkes hat ein erstaunliches Interesse gezeigt und opfervolle Arbeit geleistet.

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Die schwierigste Phase der Wiener Diözesansynode dürfte mit dem Abschluß der 1. Session vorüber sein. Galt es doch, in der Vorbereitung dieser Synode einen völlig neuen Weg zu beschreiten, nicht nur nach der inhaltlichen Seite hin, sondern auch nach der organisatorischen. Man wollte im breitesten Kirchenvolk das Interesse und die Mitarbeit an der Synode wecken. Dies geschah durch die freie Wahl von Synodalvertretern in den Pfarren, aus denen die Regionalsynoden gebildet wurden und in freier Wahl eines Drittels der eigentlichen Synodalen. Ob es gelungen ist, das Interesse des breiten Kirchenvolkes zu gewinnen oder nicht, wollen wir hier nicht entscheiden. Es gab bei den Wahlen wie bei der Zusammensetzung der Synodalengremien manche Mißtöne und Mißgriffe. Auf alle Fälle verdienen die Geduld und Beharrlichkeit und nicht weniger der Optimismus der Organisatoren volles Lob. Man kann also mit dem in kurzer Zeit Erreichten zufrieden sein. Der in den Synodalengremien erfaßte Teil des Kirchenvolkes hat ein erstaunliches Interesse gezeigt und opfervolle Arbeit geleistet.

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Die größte Arbeit mußte von den vorbereitenden Kommissionen geleistet werden, die vom Oberhirten der Diözese einberufen wurden. Vielleicht lagen bei diesen Kommissionen auch die größten Schwierigkeiten und Mängel. Durch die Aufsplitterung einzelner Kommissionen in viele Subkommdssionen und Arbeitskreise fehlte schließlich und endlich die richtige Koordinierung der Arbelt, und man war auch zu wenig auf eine sinnvolle Lenkung dieser Arbeit bedacht, oder konnte diese infolge der vielen zur raschen Lösung drängenden organisatorischen Fragen nicht leisten. So kam es dazu, daß die für die Synode erarbeiteten Vorlagen nirgends auf Anerkennung, sondern vielmehr auf harte Kritik stießen. Dies schon vor der Synode. In der Synode selbst erwiesen sich viele Formulierungen als unpräzis, und dies verursachte auch den schleppenden Gang der Verhandlungen.. Es fehlten die Konzentration auf das Wesentliche und bisweilen auch der Wirklichkeitssinn, denn beschlossen sollte nur werden, was auch wenigstens in nicht allzu ferner Zeit verwirklicht werden kann. Hier müßte die Vorbereitung der weiteren Sessionen einer gründlichen Prüfung unterzogen werden. Diese Forderung muß wohl auch deshalb erhoben werden, weil es kaum zumutbar ist, daß die an der Synode beteiligten Priester oder Laien, die alle beruflich überlastet sind, mit so vielen Papieren überschwemmt und zu so häufigen Dauersitzungen zusammengerufen werden.

Die Unklarheit und mangelnde Präzision der Vorlagen haben noch einen anderen Grund: die Auffassungen der Kommissionsmitgliieder gehen bisweilen sehr weit auseinander. Es müssen Kompromißlösungen gefunden werden, um zu einer Einigung zu kommen. Für den Außenstehenden ist es fast unmöglich, den Sinn solcher Aussagen richtig zu verstehen. Es wäre wünschenswert, daß die Vorlagen für die kommenden Sessionen kürzer und präziser gefaßt werden und daß klar unterschieden wird zwischen Resolutionen und Empfehlungen. In den ersteren wird dem Ordinarius empfohlen, ein diesbezügliches Diözesangesetz zu schaffen, die letzteren sollen nur richtungweisend sein. Dies könnte sowohl für die Diskussion wie für die Abstimmung klärend wirken.

Die 1. Session der Synode hat in allen Punkten den Weg der Mitte zu einer positiven Weiterentwicklung beschritten. Die heftigsten Auseinandersetzungen löste die Frage der kollegialen Strukturen in Pfarre, Dekanat und Vikariat aus. Wie weit kann die Verfassung der Kirchen demokratisch sein? Ein Teil der Synodaden befürchtete, daß die in den Vorlagen erstellten Formulierungen letztlich auf eine völlige Auflösung der hierarchischen Verfassung der Kirchen hinauslaufen. Ob dies wirklich die Auffassung mancher Synodalen war, vermögen wir nicht zu beurteilen. Es zeigte sich jedenfalls, daß die vorgelegten Formulierungen erst präzisiert werden müssen, bevor sie geeignet sind, eine Gesetzesvorlage zu bilden. Niemand auf der Synode stellt sich gegen die gemischten Beratungsgremien von Laien und Priestern auf Pfarr-, Dekanats- und Vikariatsebene und auch nicht gegen ein gewisses Mitspracherecht der Laien. Der Begriff der Kollegialität konnte aber, obwohl sich die Befürworter dieses Begriffes durchsetzten, auch auf der Synode nicht völlig geklärt werden. Es wurde aber das sachliche Anliegen von der Synode nach eingehender Diskussion bejaht.

Eine ebenso heftige Diskussion entwickelte sich über den Abschnitt „Heilsdienst in der Pfarrgemeinde“. Allerdings stellte sich im Laufe der Diskussion heraus, daß die Ursache der- Auseinandersetzungen Mei-nungsunstimmigkeiten im zuständigen Ausschuß selbst waren. Deshalb wurde die Verabschiedung dieses | Abschniiitities zurückgestellt.

Weniger heftig waren die Auseinandersetzungen über die drei letzten Abschnitte des Pastoralkonzeptes: ' den kategorialen Heilsddenst, das heißt die Seelsorge an bestimmten Ständen und Gruppen, die laienapostolischen Organisationen und Gruppen und die Orden dm Dienste der Diözese. In allen drei Punkten erreichte man eine weitgehende Ubereinstimmung der Synodalen. Interessant ist die völlig neue Einstellung zu den laienapostolischen Organisationen. Während sich nach der letzten Diözesansynode 1937 mehr und mehr die Vorherrschaft der Katholischen Aktion und ihrer Zentralstellen herausbildete, die nach 1945 ihren Höhepunkt erreichte, wurde jetzt jene Monopolisierung von Methoden und Gruppen abgelehnt und für die völlige Freiheit und Gleichheit aller laienapostolischen Organisationen gestimmt. Über die Orden wurde in dieser Session nur insoweit gesprochen, als sie auch einen großen Teil zur Seeslorge beitragen. Wirken doch in der Diözese weit über 6000 Ordensmänner und Ordensfrauen und werden allein 33 Prozent aller Pfarren von Ordensleuten geleitet. Darüber hinaus leisten auch die Schwesternorden außer ihren sozialen und karitativen Tätigkeiten noch wertvolle Arbeit in der Pfarrseelsorge und Jugendseelsorge. Auch dieser Punkt fand auf der Synode sehr positive Behandlung und Zustimmung.

Ais Wichtigstes hat der Beschluß zu gelten, daß auch für die Orden ein bischöflicher Vikar aufgestellt wird, der die Interessen der Orden in der Diözese zu vertreten und zu koordinieren hat. '

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