Der glänzende kaiserliehe Hofstaat hatte sich in der Augustinerkirche; zum exotischen Epilog des Wiener Kongresses versammelt, zur „Brasilianischen Hochzeit par procura-tion“. Die Blauaugen der kleinen Leopoldine schienen völlig ruhig zu blicken. Man bedauerte sie insgeheim als Opferlamm, vermerkte auch, ihr Vater habe während der Zeremonie verstohlen gegähnt und mokierte sich beim folgenden Galaempfang über den britischen Botschafter, trug er doch zum besternten Rotrock eine noch staubige Sporthose „de basin blanc“. Als aber Leopoldine über den Atlantik segelte, erfuhr man, sie
Ein Freskogemälde Pinturicchios in der Dombibliothek von Siena zeigt die Begegnung Friedrichs III. und Leonores von Portugal. Bischof Enea Silvio Piccolomini, der spätere Huimanistenpapst, segnet das Brautpaar mit milder Hand. Im Hintergrund der höfischen Szenerie ragen die Wappen des Reiches und Portugals. Der Doppeladler verbindet sich den lusitanischen Wappenpfeilem, die schon auf Madeira und Afrikas grünem Vorgebirge aufgepflanzt wurden; das farbenfrohe Bild des Quattrocento markiert eine Weltwende zur „Neuzeit“. Die Casa de Austria erlangte die oberste Würde der Christenheit, der
Es gehört zu den eigentümlichsten Zeiferscheinungen der Gegenwart, dafj der Oester-reicher keine deutliche Vorstellung von der einstigen Weltgeltung des Hauses Oesterreich besitzt. Das Gebiet der heutigen Bundesrepublik wie auch das Oesterreich der Babenberger vor der Belehnung des Hauses Habsburg umfassen und umfaßten kaum ein Hundertstel des europäischen Kontinents. Zur Vergegenwärtigung des vergessenen Weltreiches der Casa de Ausfria aber reicht eine Europakarte nicht hin. Mit Karl V. begann es den Erdball zu umgürten, mit Philipp II. ging in ihm die Sonne nicht unter. Nur am Rande