Sonntag, drei Uhr nachmittags, sagte der Gymnasiast Leopold, jetzt müsse er fort, denn der Autobus zum Fußballmatch fahre Punkt drei Uhr fünfzehn von seinem Standplatz ab.„Und deine Schularbeiten für morgen?" fragte die Mutter. „Die mache ich am Abend." Tante Alwine meinte, es sei schade ums Geld für die Autofahrt, so ein junger Mann könne auch zu Fuß gehen.Es wurde Abend, und Leopold war noch nicht zu Hause. Und dann kam die Nachricht, daß der fahrplanmäßig um drei Uhr fünfzehn von seinem Standplatz abgegangene Autobus in einen Graben gestürzt und sämtliche Insassen
„Natürlich sollst du gehen - was ist das für eine Frage? - Und bleib nur, so lange du willst, Lieber."Mit so sanften Worten, deren Helligkeit noch von einem Lächeln dahinter, als Reflektor, verstärkt wurde, ließ sie ihn für diesen Abend. Er war schon auf der Treppe, da öffnete sie abermals die Tür, rief liebevoll: „Unterhalte dich gut!"Ein vorsichtiger Mann wäre dar- aufhin umgekehrt. Dieser Tollküh- ne stürmte weiter, hinein in das Glück der Solo-Stunden.Nachdem er aber deren erste Wonnen genossen hatte, fiel Ver- störung über ihn. Es schnitt was sein Inwendiges, als hätte
Der Hausmeister, der „alte Steffel“ und das Trinkgeld sind bekanntlich Wahrzeichen Wiens, aere perennius.Der Hausmeister, in Paris: „concierge“, in Gegenden, die noch mit Wotan Gefühlsbeziehungen haben: „Hauswart“ genannt, sperrt in Wien um zehn Uhr abends das Tor der ihm anvertrauten Ubikation und läßt von da ab bis um sechs Uhr morgens die Bewohner des Hauses nur gegen sogenanntes „Sperrgeld“ ein. Ist die Torglocke ruiniert oder der Hausmeister allzufest in Banden des Schlafes, so muß der Hausbewohner auf der Straße übernachten.Gegen diese Unbequemlichkeit des
Indes über Gleichgültigkeiten wie: Ob das Theater ein Theater des Heute werden müsse, welche Wege das neue Drama geht, ob der Regisseur die Klassiker ehren oder sie im Gegenteil modernisieren solle, ob der dramatische Dichter auf den Zinnen der Partei oder auf einer höheren Warte oder mit einem Fuß auf jeden, mit dem ändern auf dieser und mit dem dritten 'ini' Älftag zu stehen habe... indes also derlei Belanglosigkeiterl mit deni ganzen Atemaufwand erörtert werden den der'Rhythmus der Zeit' die man hierzu hat, gebietet, geht die Diskussion an wirklichen Kernfragen des Theaters achtlos
Ich habe Mitgefühl mit den älteren, um das körperliche oder geistige oder moralische Wohl ihrer Nebenmenschen sich verdient gemacht habenden Leute (ein Jammer, daß es im Deutschen kein anständiges Participium perfecti activum gibt), die gefeiert werden, weil die Zahl ihrer Lebensjahre durch zehn teilbar ist oder weil sie irgend etwas schon akkurat fünfundzwanzig Jahre lang sind oder tun oder dulden. Denn solche Feier schafft dem Gefeierten Traurigkeit und Herzensnot. Nicht nur, weil das Bewußtsein einer langen, kompakten Gewesenheit, zu dem er durch das Fest gebracht wird, schon an sich
Die Einsamkeit Tobias Klemms, ja, das war Einsamkeit!Er lebte in einer Stadt von zwei Millionen Menschen; aber es war so gar keine Beziehung zwischen ihm und ihnen, daß er sich diese zwei Millionen nicht als eine Summe von Einzelwesen denken konnte, sondern nur als eine formlose Masse, gehüllt in einen schweren Nebel von Atem und Ausdünstung.Er war Schreiber in einem kleinen Amt, mied seine Kollegen und wurde von ihnen nicht beachtet. Keiner sprach ein überflüssiges Wort zu ihm. Bei einer alten Frau, die in Häuser waschen ging, logierte er. In dem trübseligen Zimmerchen standen Möbel,
Ein paar hundertmal täglich fährt der Liftmann mit seinem Wagen auf- und abwärts. Im Lauf der Zeit gibt das eine lange Strecke, so lang etwa wie von Mensch zu Automat, von Sinn zu Stumpfsinn. Ist der Liftmann oben, muß er wieder hinunter, und wenn er unten ist, immer wieder hinauf: ein bescheidenes Symbol für die Vergeblichkeit menschlichen Wollens und Nicht- wollens. Wenn der Liftmann nicht beschäftigt ist, sitzt er, zunächst dem Aufzug, in einer Ecke der Hotelhalle den Kopf an die Wand gelehnt, deren helle Tünche dort auch schon einen dunklen Fleck hat.Der lange Kellner, der den