Anläßlich der Feier des dreißigjährigen Bestandes der Republik Österreich wurde des Endes des Faschismus und des Weltkrieges gedacht. Mit Recht wird man heute feststellen können, daß aus Trümmern ein gesundes Und stabiles Gemeinwesen geschaffen und eine Wohlstandsteigerung ermöglicht wurde, die beispielgebend sind. In diesen dreißig Jahren ist es gelungen, einen wirtschaftlichen Auf- und Überholprözeß einzuleiten; der Österreich heute eine internationale Spitzenposition innerhalb der Industrienationen einnehmen läßt.
Am Anfang standen Mut, Zukunftsglaube und Initiative einiger weniger. Man schrieb den 12. April 1945. Teile Wiens waren von der Roten Armee besetzt worden, die deutschen Truppen zogen sich westwärts zurück. Die Kriegsfurie tobte noch und brachte Tod und Verderben, doch am gleichen und am nächsten Tag fanden bereits Besprechungen zwischen allen damals in Wien erreichbaren ehemaligen Gewerkschaftsfunktionären statt. Man war sich darüber einig, einen einheitlichen und überparteilichen Gewerkschaftsbund zu errichten. Am 30. April 1945 bewilligte die sowjetische Militärkommandantur die Gründung des österreichischen Gewerkschaftsbundes.
Bevor ich in das Thema — wobei ich meinen Beitrag auf die Lohnpolitik beschränken werde — eingehe, möchte ich einleitend feststellen: Der österreichische Gewerkschaftsbund hat — wie die vergangenen 22 Jahre beweisen — bei seiner Lohnpolitik immer auf die wirtschaftlichen Verhältnisse Rücksicht genommen. Er hat durch eine zurückhaltende Lohnpolitik, die er auch seinen Mitgliedern erklären mußte, mitgeholfen, der österreichischen Wirtschaft eine entsprechende Ausgangsposition zu schaffen. Er hat sich selbstverständlich auch gemäß seinen ihm gestellten Aufgaben bemüht, aus