Eine Reise auf nordspanischen Landstraßen brachte es mir kürzlich so recht deutlich zu Bewußtsein, wie gigantisch der Sprung ist, den dieses Land seit 1950 nach vorne getan hat.Schon in den Jahren 1951 52 hatte der stark angewachsene Ausländer-Fremdenverkehr Leben auf die spanischen Landstraßen gebracht. Seit 1952 aber hat sich der Kraftwagenverkehr wohl verzehnfacht. Die spanische Autoindustrie, kaum begründet, begann auf Hochtouren zu laufen. Jede bessere Garage, jeder Lastautobesitzer, ganz zu schweigen von aus staubigen Kanzleien im Winkeladvokatenstil zu luxuriösen Betrieben
Die soziale Malaise der arbeitenden Volksschichten ist seit Jahrzehnten der Alpdruck vieler Regierungen Spaniens gewesen. Aber unter keiner anderen Regierung hat sie wohl das Ausmaß feiner solchen Dauerkrise angenommen wie unter der jetzigen, der auch ausländische Sozialpolitiker oft überrascht zugestehen, sie besitze seltsamerweise eine der fortschrittlichsten sozialen Gesetzgebungen der Welt. Immerhin mögen es auch Franco und seine Regierung wissen, daß mit einer vorbildlichen Gesetzgebung allein nicht alles getan ist, besonders dann, wenn sie auf Voraussetzungen und Bedingungen
Die „Semana Grande“ von San Sebastian ist nur eine der unzähligen Festwochen, die sich jeden Sommer in allen großen und kleinen Fremdenverkehrszentren Nordspaniens abspielen, aber sie war heuer zweifellos die glänzendste. Die Gegenwart der Madrider Ministerien, vereint im „Ministerio de Jornada“, das alljährlich während der drei Sommermonate die Abwicklung der Regierungsgeschäfte übernimmt, macht San Sebastian zur provisorischen Landeshauptstadt, in der sich auch die ausländischen diplomatischen Missionen etablieren. Der Geld- und Hochadel Madrids, Kastiliens und des Südens