Einst in vergangenen Tagen erschien er als der „Herr von Grüßer“. Er hatte in Erfahrung gebracht, wann der podolische Landsmannminister auf dem Wege in sein Amt — spät aber pünktlich — über den Wiener Graben zu wandeln pflegte. Den Chronometer in der Hand, wartete Herr von Grüßer etwa hinter dem alten Haashaus auf den Augenblick, wo der Würdenträger gemessenen Schrittes vorbeischreiten würde. Dann setzte er sich in Bewegung, zog, auf der Höhe seines Opfers angelangt, den Hut und grüßte stumm. Der Minister, in Wien noch etwas fremd, sah zerstreut und dann etwas erstaunt auf
Wie ein roter Faden zieht sich durch die Erinnerungen der Führer des deutschen Heeres die quälende Frage um die Verstrickung der deutschen Wehrmacht in die nationalsozialistische Phantasmagorie. Sie lastet auf den zu unpolitischer Berufsausübung erzogenen Soldaten noch härter als die militärische Niederlage. Wie kam es, daß sich Hitler dieses gewaltigen Machtinstruments ohne greifbaren Widerstand bemächtigen, es in solchem Maße zur Ausübung politischer Untaten mißbrauchen konnte? Auch die beiden Generale, deren Kriegserinnerungen hier vorliegen, ringen mit dieser Problematik, zu
Die Welt hielt den Atem an, als die deutsche Wehrmacht im Juni 1940, nach einer Kette von Siegen vom Nordkap bis an die Biskaya, ihrem letzten Gegner sprungbereit gegenüberstand. Es schien, als ob Hitler nach den Sternen greifen könne. Uferlose Projekte gingen ab seine Planungen von Mund zu Mund. Hat er sie wirklich gehegt oder wurden sie ihm von vermessenen Schmeichlern, von hellsichtigen Feinden zugeschrieben? Darüber gibt eine Sammlung von hochinteressanten Dokumenten Aufschluß, die Peter de Mendelssohn unter dem Titel „Sein Kampf“ im Zwei-Berge- Verlag, Wien, veröffentlicht.Es ist
In einer stürmischen Märznacht 1946 zog ein 76jähriger Mann mit der Laterne in der Hand durch einen einsamen bayrischen Bergwald, um in einer abgelegenen Senke mit seiner Gattin Selbstmord zu verüben. Es war der Meister der Geopolitik, der frühere deutsche General und spätere Professor Karl Haushofer, der durch seine Schriften und seine Lehrtätigkeit auf die Formung der nationalsozialistischen Begriffswelt tiefstgehenden Einfluß genommen hatte. „Viele sind der Ansicht“, schreibt Robert W. Cooper in seinen aufsehenerregenden Berichten über den Nürnberger Prozeß , „daß
Die Truppen der Arabischen Liga sind an den Grenzen Palästinas aufmarschiert. Längs des Jordans sammelt sich die arabische Legion König Abdullahs von Transjordanien, die bestausgerüstete und größte Militärmacht des Nahen Ostens., Modernst ausausgerüstete Stoßtrupps stehen an der ganzen Ostgrenze Palästinas Gewehr bei Fuß. Der syrische Verteidigungsminister gab bekannt, daß an der syrisch-palästinensischen Grenze Armeeverbände zur Verfügung der Arabischen Liga zusammengezogen sind. Zehntausend Pfadfinder der „Ersten Freiwilligen Division“, Artgehörige der halbmilitärischen
Die amerikanische Eskader, die im Bosporus ankert, hat nicht zu einem bloßen Höflichkeitsbesuch den Atlantik überquert. Ihr Erscheinen am Goldenen Horn ist nur die sinnfälligste unter den Maßnahmen, welche die Vereinigten Staaten in diesem Räume in den letzten Wochen getroffen haben, wie etwa die Gewährung von Anleihen und die Entsendnug von Beratern nach Griechenland und der Türkei sowie die Vorarbeiten zur Errichtung eines Großflughafens bei Ankara, dessen Ausmaße aus der Bausumme von nicht weniger als 38 Millionen türkischen Pfunden abzulesen sind. Es müssen also gewaltige
Der stellvertretende Vorsitzende des slawischen Kongresses, der tschechoslowakische Gesandte Maxa, erklärte jüngst in einem Interview, Jugoslawien und Bulgarien seien gewillt, sobald der Friedensvertrag mit Bulgarien diesem freie Hand für politische Entscheidungen gibt, eine Föderation zu bilden.Diese Nachricht läßt die näheren und weiteren Nachbarn aufhorchen. Sie kündigt für den Balkan eine völlig neue Lage an: die Vorherrschaft einer die Breite der Halbinsel durchziehenden; auf zwei Meere gestützten Macht, man kann ruhig sagen: Vormacht.Der Gegensatz der beiden Staaten ist fast