Die ersten konkreten Versuche, die Sozialpartnerschaft als gewaltlose Methode der Konfliktregelung in Südtirol systematisch anzuwenden, finden sich um die Mitte der siebziger Jahre. Wenn auch die Idee der Sozialpartnerschaft aus Österreich entlehnt war, so zeigte sich bei den ersten Realisierungsversuchen in Südtirol bald sehr deutlich, daß hier nicht einfach nur das österreichische Modell kopiert werden konnte.Im wesentlichen gibt es in Südtirol vier größere Gewerkschaftsbünde, die das in Italien bestehende Vielparteien-System widerspiegeln. Es sind dies der AGB/ CGIL, der SGK/UIL
Im Juli 1966 erschien die Arbeit „Die Entwicklung des Gewerkschaftswesens in Südtirol“ von Klaus Kassner. Diese Arbeit entstand auf Anregung des Südtiroler Wirtschafts- und Sozialinstituts und wurde als Dissertation an der Universität Innsbruck mit dem Prädikat „sehr gut“ ausgezeichet. In jahrelanger, mühevoller Kleinarbeit hat der Verfasser umfangreiches Mat-terial zusammengetragen und schließt nun mit seinem grundlegenden Werk eine große Lücke in der Soizialgeschichte Südtirrols. Die nachfolgenden Ausführungen greifen einige Gesichtspunkte aus der Arbeit heraus.Zum
Wenn man die wirtschaftliche Entwicklung Südtirols seit seiner Eingliederung in Italien verfolgt, stellt man immer wieder eines fest: Von allen Wirtschaftszweigen war bei uns seit eh und je die Landwirtschaft der ausgeprägteste. Während sich in den europäischen Nachbarländern die Industrie und das Gewerbe stark entwickelten und aufblühten, blieb die Mehrheit der Südtiroler in der Landwirtschaft tätig. Dieses Verharren oder dieser Entwicklungssti’lstand darf nun in keiner Weise als Unvermögen der Südtiroler Bevölkerung ausgelegt werden, sondern er ist vielmehr auf die sattsam
In Südtirol waren bis vor kurzem die Auseinandersetzungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern so unerheblich, daß der Leiter des Forschungsinstituts für Wirtschaftspolitik in Mainz, Prof. Dr. Werner Bosch, zu folgender Feststellung veranlaßt wurde: „Eine Folge der patriarchalisch anmutenden Südtiroler Sozialstruktur ist, daß es dort keine sozialpolitischen Auseinandersetzungen in der Art der westeuropäischen Industrieländer gibt, auch keine Klassengegensätze.“Die von Prof. Bosch gewonnenen Eindrücke wurden durch eine vom Südtiroler Wirtschafts- und Sozialinstitut im Jahre