(Minoritengalerie Graz, Mariahilferplatz 3; bis 15. März) Mit dem überzeugend-aktuellen Kreuzweg des jungen Steirers Dieter Huber geht Minoriten-Rektor Josef Fink bewußt nicht den Weg des geringsten Widerstandes. Huber verwendet für seinen Kreuzweg „Corpus delicti" sehr persönliche Botschaften und macht Gebrauch von der Synthese, eine quellende Bildsprache mit aktuellen Requisiten zu verbrämen und in die alte Form des Triptychons zu bändigen.Das „Kreuz auf sich nehmen", wird mit „Apokalypse now" veranschaulicht und die phantasievollen, als Ambiente aufzufassenden
(„Trigon“, Neue Galerie und Künstlerhaus Graz bis 12. November) Der Tendenz, keine übergreifend wirksame, neue Tendenz herausfiltern zu können, unterstellte sich heuer die Trigon-Biennale des „steirischen herbstes“. Seit über zwanzig Jahren sucht sie die Neuentwicklungen im historischen Dreiländereck Österreich-Ungarn-Italien zu beleuchten. Heuer bietet sie eindrucksvolle Beispiele dafür, daß die alte Avantgarde tot ist.Wohin geht die Kunst? Dieser Frage stellen sich nicht nur die Ausstellungskommissäre, sondern auch die ausstellenden Künstler, die in ihren Exponaten teils
(Minoriten-Galerien, Graz, Mariahilferplatz 3; bis 31. Mai) Uber Gott philosophieren sechsundsiebzig Künstler aus ganz Osterreich, es scheint, als ob ein neues Mittelalter aufgebrochen wäre. Da beziehen sich manche auf neue Systeme, auf das technologische Zeitalter, oder sehen das vielfach ausgesparte und selten so eindrucksvoll behandelte Thema klar und einfach. Uberraschend auch die Sicht mancher ganz junger Künstler, Gott so schlicht darzustellen.Obwohl Josef Fink, der Leiter der Galerie, lange überlegte, dieses heiße Eisen anzufassen, zeigt sich die Suche, das Forschen mit einhelliger
(Kulturhaus Graz; bis 5. März) In der Reihe der großen Grafiker dieses Jahrhunderts bringt Otto Breicha nach Otto Dix und George Grosz nun das Oeuvre der Sozialgrafikerin Käthe Kollwitz (1876—1945) ins Grazer Kulturhaus. So sind die aufrüttelnden Blätter des Zyklus „Der Weberaufstand“ zu sehen, zu dem sie durch den Besuch der Uraufführung des Hauptmann-Stückes angeregt wurde.Trotz ihrer bürgerlichen Her kunft fühlte sich Käthe Kollwitz stets zu den Nöten des Proletariats und den Strömungen der Revolution hingezogen. Mit erschütternden Plakaten, die sie zu einer
(Neue Galerie Graz; bis 5. Februar) Erstmals wird in Osterreich Thomas Rings malerisches Werk posthum gezeigt. Als Maler blieb Ring zeit seines Lebens fast gänzlich unbekannt, sein astrologisches Werk hingegen erfreut sich trotz hoher Ansprüche einer großen Beliebtheit. Die Neue Galerie Graz unternimmt das Wagnis, den aus dem Kreis von Herwarth Waldens Zeitschrift „Der Sturm“ hervorgegangenenKünstler, der auch Lyriker, Grotesktänzer, Bildschnitzer, Dramatiker, Psychologe und Forscher war, erstmals umfangreich zu präsentieren.Da sich Ring (1892-1983) standhaft dem Kunsthandel
(Galerie Moser, Graz; bis 3. Dezember) Man kennt Gottfried Pils als sensiblen Zeitungskarikaturisten in Graz, der aktuelle Ereignisse mit der ihm eigenen Eloquenz glossiert. Der gebürtige Wiener, dem die steirische Landeshauptstadt zur zweiten Heimat geworden ist, nimmt zeichnerisch bereits seit vier Jahren Abschied von Wien. Und die „graphischen Notizen eines lokalpatriotischen Spaziergängers“, wie die Ausstellung benannt ist, gehen nicht ohne Nostalgie vor sich.Pils* Notizen gelten weder den bekannten Sehenswürdigkeiten noch den Herzeigeplätzen Wiens, sondern sind eine
Aufgestauter Haß auf den .jteirischen herbst“ entzündete sich an der rotverkleideten Rekonstruktion der NS-Siegessäule am Eisernen Tor in Graz wochenlang nur verbal. Bis zum Brandanschlag auf dieses im Rahmen der Bezugspunkte 38/88“-Aus-stellung gestaltete Objekt. Durch die Brandbombe ist die darunter befindliche Marien-Pestsäule, ein Mahnmal aus der Türken-und Pestzeit, verglüht.Nicht verglüht ist in Graz hingegen die Erinnerung an die NS-Ideologie. Mit der Ausstellung wollte man Brücken vom Gestern zum Heute bauen. Daß dies nicht gelungen ist, beweist der Vanda-lenakt. Bischof
(Minoritengalerie Graz; bis 18. November) Mit dem knapp formulierten Denk-Slogan „Der Gott der Väter“ engte Josef Fink, Rektor des Minoritenzentrums, seine diesjährige Malerklausur auf Schloß Poppendorf ein, deren Ergebnisse jetzt zu sehen sind. Nicht nur wegen des Gedenkjahres und 40 Jahre Israel hat er heuer neben den steirischen Malern Gottfried Leitner, Gerhard Lo-jen, Alois Neuhold, Kurt Stadler und Edith Temmel vier jüdische Künstler in die oststeirische Klausur eingeladen. Die Kinder Israels reagierten auf das eher re-stringente Thema asketisch-my-tisch wie Aryeh Weiß und
(Graz, Innenstadt; bis 8. November) Ein Altstadt-Klangteppich, eine Mixtur exotischer Geräusche mit Alltagslärm provoziert gegenwärtig die Bewohner der Grazer Altstadt aufs heftigste. Die Ausstellung „Bezugspunkte 38/88“ von sechzehn Künstlern an den Orten im Weichbild der Stadt installiert, an denen vor fünfzig Jahren NS-Propaganda sich manifestierte, will eine „brennende Aktion zur Rückbesinnung“ sein.Ihre Mittel dazu, mitunter recht willkürlich und ohne viel Bezug gewählt, greifen freilich allzu oft in den luftleeren Raum. Manche der Vergangenheitsbewältiger wollen mit
(Graz, Kulturhaus; bis 23. Oktober) In einer Dokumentationsausstellung unter dem Titel „Soll und Haben“ sucht das Grazer Kulturhaus mit diversen Show-Effekten, mit Diaprojektionen und schwarzen Erinnerungsreizräumen markante Ereignisse der vergangenen zwanzig Jahre — und derer gibt e,s viele — wieder ins Gedächtnis zu rufen. Ob die Fledermaus(oper), das umstrittene Hosenplakat oder der „Nitsch-Mist“ die Gemüter erregt haben, alles ist festgehalten und mit Kommentaren versehen. Eine Ausstellung zum Lesen. Auch eine Sammlung höchst heterogener Prominentenstimmen über Sinn und
(Stadtmuseum Graz; bis 3. November) Mit „Graz 1988“ bringt der noch junge Grazer Kunstverein zum „steirischen herbst“ ein schillerndes Kaleidoskop zwischen Moskau und New York. Was auffällt, ist eine schonungslose Distanz zu konventionellen Mitteln und Techniken, eine freie, fast narrative Art des Gestaltens, eine bewußte Ironisierung des Bisherigen. Während die zwei Vertreter der UdSSR, Konstantin Swesdotschotov und German Vinogradov, mit der Anhäufung von Alltagsgeriimpel und vollgepfropften Musikinstallationen ihren Hang zur Parodie ausleben, zitiert der Pole Wlodek Pawlak aus
Erstmals ist eine Landesausstellung unmittelbar in den dynamischen Arbeitsprozeß auf dem Gelände eines wiederbelebten Glasbetriebes installiert worden. Rund um die Hütte Oberglas in Bärnbach, wo sich schon 1805 nahe den Kohleschächten die erste Glashütte etabliert hatte, ist eine neue Halle (fast) rechtzeitig fertig geworden, die der Landesausstellung lichtdurchfluteten Raum gibt.Die von Landeskunstpreisträger Klaus Kada entworfene Hallewird zukünftig als Glaskunstzentrum genützt und soll so dazu beitragen, der angeschlagenen west-steirischen Glasindustrie ein neues Image zu geben. In
(Neue Galerie Graz; bis 20. April 1988) Aus zwei Gründen fordert die Ausstellung zum hundertsten Geburtstag von Wilhelm Thöny in der Grazer Neuen Galerie Beachtung. Knapp hundert Werke des Malers aus eigenen Beständen, großteils zum ersten Mal öffentlich zugänglich gemacht, erleuchten die Frühzeit in geschlossener Weise, und Wilfried Skrei-ner gibt im Katalog dazu etliche Datierungskorrekturen.Will man der Witwe Thea Glauben schenken, habe Thöny seine berühmten New Yorker Ansichten in Paris und seine Pariser Veduten in New York gemalt. Jedoch hätte ein topographisch so exakter Maler
(Künstlerhaus Graz; bis 13. März) Sparsam, aber so gekonnt akzentuiert wie Wolfgang Hol-leghas Farbflecken setzen auch seine Ausstellungen Marksteine in der steirischen Ausstellungslandschaft. Die Großformate des Wahlsteirers Hollegha, auf denen immer wieder das Wirklichkeitserlebnis der Natur in Abstraktionen erscheint, verdichtet bis zum Kern, erfordern auch den Kontrast, wie ihn das kühle Ambiente des Künstlerhauses bietet.Wie ein von Vernunft befreiter Kosmos strömt es aus Blüten und Kelchen, Stämmen und Ästen, werden Zeugnisse des Werdens und Vergehens ins Uberdimensionale
(Neue Galerie Graz, Sackstraße 16; bis 17. Februar) Trotz der Fesseln des schmalbrüstigen Ankaufsbudgets gelingt es der Neuen Galerie Graz und ihrem Leiter Wüfried Skreiner, die ständige Plastiksammlung bis zum der-nier cri aufzustocken. Unter dem Titel „Wandlungen der Skulptur“ sind nun die Erwerbungen des letzten Dezenniums zu sehen. Von diesen 90 Erwerbungen stammt nur ein Zehntel aus echten Ankäufen, den Rest teilen sich die unter dem Namen „Künstlerförderung des Landes“ figurierende Ausschüttung öffentlicher Hand sowie der Förderungspreis des Landes und die durch die
(Kulturzentrum bei den Mino-riten, Graz, Mariahüferplatz 3; bis 17. November) Seit vierzehn Jahren sammelt der Minoriten-Rektor Josef Fink seine jüngsten Entdeckungen und spannt sie mit arrivierten Künstlern auf Schloß Poppendorf in der Oststeiermark zusammen. Als Ergebnisse zeigt die Ausstellung „Meditation 87“ den Trend der diesjährigen, der stillsten Klausur, die Fink je veranstaltete.Innere Zwiesprache mit der Landschaft hielt ein Großteü und band ihre Kulisse in eher lyrischabstrakte Formen ein. Je lauter die Welt draußen wird, umso leiser wird es bei Brunhilde Fernandez,
(steirischer herbst; Jugendmusikfestival Deutschlandsberg) Zum vierten Mal ging heuer das „Jugendmusikfestival“, von Hans Werner Henze begründet, in Szene. Die schöpferische Komponente, von Henze ins Zentrum der Jugendarbeit gestellt, bisher auf Kompositionen von Schülern der Musikschule Deutschlandsberg beschränkt, konnte sich heuer bei der Gestaltung von Henzes Kinderoper „Pollicino“ voll entfalten. Daß die optische Realisierung der Kinderoper (Bühnenlösung Hans Hoffer mit Kindern der Hauptschule II) und die musikalische Umsetzung (Johannes Kern) gegenüber der
(Neue Galerie, Graz; bis 7. November) Ein „Steirer aus Amerika“ ist Paul Zwietnig-Rotterdam, Jahrgang 1939, einer aus dem Dunstkreis des Forum Stadtpark, der im Jahr 1968 nach Amerika zog, wo er eine Dozentur an der Harvard University annahm. Zwischen seinen Werken, die zuletzt vor siebzehn Jahren in Graz zu sehen waren und den jetzt gezeigten, besteht ein innerer Zusammenhang, wenn auch äußere Einflüsse dies nicht auf Anhieb sehen lassen.Von jeher dem Titel „Substanzen“ folgend, entnimmt er der Natur in stark abstrahierender Weise Detaüs, die in neue innere Kammern gestellt
(steirischer herbst, Grazer Stadtmuseum; bis 24. Oktober) Wovon sich die Tafelmalerei längst entfernt hat, um ihren langen Emanzipationsweg zu gehen, dorthin kehrt sie jetzt zurück: in den Raum, an die Wand. „Malerei-Wandmalerei“ — die wahrscheinlich attraktivste Ausstellung des „steirischen herbstes“, erschließt die Zusammenhänge seit der byzantinischen Monumentmalerei bis heute. Reine Bildprojektionen, Farbdominanz um der Farbe willen werden zum bestimmenden Gestaltungsmerkmal. Nicht mehr das Tafelbild regiert die Welt, man besinnt sich des Aktionsraums Wand, läßt Illusion