ICH sehe sie vor mir, die Frau Wissenschaftmini-ster Firnberg, der gewiß nicht ganz wohl zumute ist, wenn sie an die Besetzung eines der heiklen Posten der Wiener Akademie der bildenden Künste denkt. Denn seit Fritz Wotrubas Tod wartet der Sessel auf einen neuen Mann. Aul einen Künstler von gewaltigem Kaliber, einen Steinbildhauer, der — so denkt wohl mancher zu Recht — die große Wiener Tradition der Wotruba-Zeit fortsetzen muß. Denn aus der Klasse Wotrubas zu kommen, das zeugte schließlich für jeden von Format. Auch international. Ich denke bloß an all die Prominenten, die von ihm
ICH finde, es wäre höchste Zeit, zu handeln. Höchste Zeit, mit den Mißständen auf- und Mißverständnisse auszuräumen. Höchste Zeit, Österreichs Bundestheater, die durch gezielte Indiskretionen von Details aus dem Rechnungshof-Bericht in ein wahres Schlamassel von Vorwürfen, Gerüchten, Attacken gegen ihre Existenzberechtigung geraten sind, aus ihrer Zwangslage zu befreien. Denn daß es ein Unsinn ist, die „heiligen Kühe“ Bundestheater hier partout notzu-schlachten, nur damit „was g'schieht“, sehen selbst die notorischen Gegner des „größten Theaterkonzerns der Welt“
Mit Krach hatte die Planung für die Beteiligung Österreichs an der diesjährigen Biennale in Venedig (ab 6. Juni) begonnen: Walter Pichler, gemeinsam mit Architekt Hans Hollein Österreichs Vertreter in Venedig, trat demonstrativ zurück. In einem Kommunique attackierten er und die zu einer Geschäftsgruppe zusammengeschlossenen Exponenten der „Galerie Grünangergasse 12” (Attersee, Gironcoli, Rainer und Brus) Österreichs Biennale-Kommissär Dr. Wilfried Skreiner: Er wäre „unqualifiziert, mit Kunst umzugehen”, beschimpften sie ihn damals in einer Briefaktion; er gehöre „zu jenen Opportunisten, die das Kunstleben in Österreich unerträglich machen”. Der Anlaß dazu: Skreiner hatte sich nach einem „Ersatz” für den abgesprungenen Walter Pichler umgesehen und hatte den Tiroler Oswald Oberhuber, Wotruba-Assisten-ten und Berater der Avantgardegalerie „nächst Sankt Stephan”, für Venedig erwählt. Doch darauf reagierte wieder Hollein mit Zurückhaltung: „Mein Konzept für Venedig ist ganz auf Pichler abgestimmt, ich habe zur Vorsicht gegen Oberhubers Arbeiten im Pavillon eine Trennwand eingeplant!” kündigte er an.
Was dem Salzburger Festspielprogramm an neuem Gedankengut, an Initiativen außerhalb des routiniert gelenkten Massentourismus der Luxusklasse mangelt, versuchen das Domkapitel, die Internationale Sommerakademie, private Galerien auf dem Ausstellungssektor einzusetzen. Von Jahr zu Jahr wächst das Angebot an Ausstellungen. Prominente Künstler, Maler, Plastiker, Graphiker ziehen, wenn auch nur für kurze Zeit, in Salzburg ein. Sommerakademie und Expositionen zusammen bringen Kunst ins Gespräch, in dem es längst nicht mehr um ein paar falsch angesetzte Spitzentöne einer Primadonna oder um den üblichen Stardirigentenrummel geht.
Richard Strauss hat sein Oboenkonzert 1945, also mdit 81 Jahren, komponiert: Eine gewisse verklärte Heiterkeit, apolliniSsche Schönheit, die Weisheit des Alters dominieren. Musikalische Umstürze und Weltkatastrophen sind an .dieser Musik spurlos vorübergegangen. Lothar Faber spielte im Bundfunikkonzert der Symphoniker unter Hans Swa-rowsky den anspruchsvollen Solo-pairt elegant, mit rundem, perlendem Ton. Tänzerische Anmut war Atout. Die Aufführung von Bruckners „Neunter“ geriet zu unruhig, unausgeglichen. Swarowsky baute die meisten Steigerungen zu knapp und straff, ließ es an