Bereits 1967 war Joseph Loseys Streifen „Accident"in Cannes als bester Beitrag ausgezeichnet worden, jetzt kommt er als „Zwischenfall in Oxford" „schon“ in unsere Kinos. Losey hat inzwischen in zwei Filmen mit Elizabeth Taylor bewiesen, daß er sehr wohl auch kommerzorientierte Streifen zu fertigen versteht, doch „Accident“ erreicht durchaus das Niveau früherer Werke, wie etwa „Der Diener“ oder „King and Country“. — Nach einem Roman von Nicholas Mosley schrieb der berühmte englische Dramatiker Harold Pinter das Drehbuch zu diesem Streifen, der aber trotzdem Film in des
Man glaubte, Pier Paolo Pasolinis neuesten Streifen „Edipo re” mit dem spekulativen deutschen Synchrontitel „Bett der Gewalt” versehen zu müssen. Dieses Vorhaben erweist sich aber schon nach den ersten Minuten des Films als unsinnig und unnötig, handelt es sich hier doch um eine der kongenialsten Filmfassun- gen einer klassischen Tragödie, die man bisher zu sehen bekam. Pasolini, der schon in „Vangelo secondo Matteo” äußerst erfolgreich versucht hat, historisches Geschehen in möglichst wirklichkeitsgetreuer Umgebung nachzuempfinden, dokumentiert mit dem vorliegenden Film
Großbritanniens diesjähriger preisgekrönter Festivalbeitrag in Cannes, „If…”, erinnert in vielen Einzelheiten an Volker Schlöndorffs „Jungen Törless” nach Robert Musils „Verwirrungen des Zöglings Törless”. Regisseur Lindsay Anderson entwik- kelt seine Konfliktsituation aus einer detaillierten Schilderung des englischen Internatssystems. Wenn hier auch manches dramaturgisch gestrafft und vereinfacht erscheint, überraschen doch Treffsicherheit und Präzision, mit der hier Zustände analysiert und gleichzeitig kritisiert werden: das Unterrichts- und Erziehungssystem in den
Der in letzter Zeit mit Qualitätsfilmen nicht gerade übersättigte Kinobesucher kann aufatmen — mit dem Einsetzten der neuen Kinosaison ist auch das Angebot an guten und interessanten Streifen wieder sprunghaft angestiegen. Mit „Sweet Charity” erreicht uns zudem nach Jahren wieder einmal ein Filmmusical, das die durch Filme wie „West Side Story” und „My Fair Lady” hochgeschraubten Ansprüche des Publikums zu befriedigen vermag. Allerdings ist schon die szenische Vorlage, nach der Neil Simon und Cy Coleman Buch und Musik verfaßten, einigermaßen anspruchsvoll — handelt es
Der offizielle Italienische Beitrag bei den Filmfestspielen in Cannes war Valerio Zurlinis Streifen „Töten war ihr Job“ und man muß daher annehmen, daß es diesem Film . mit seinem Anliegen ernst ist: er ver-sucht aufzuzeigen, wohin die Freiheit die jungen afrikanischen Staaten führt — in ein Chaos, das vorläufig nicht abzusehen ist. Offensichtlich will der Film dem ermordeten schwarzen Freiheitskämpfer Lumumba ein Denkmal setzen — hier ist es der Negerführer Lalubi, der vergeblich versucht, sein Volk zum richtigen Verständnis der eben erlangten Freiheit zu führen. Doch das
Der Hang der amerikanischen Filmhersteller, Mißstände im eigenen Lande zu demaskieren, grenzt bereits an Selbstzerfleischung: nachdem man in zahlreichen Streifen dokumentiert hatte, wie wenig tolerant viele Bewohner der Vereinigten Staaten den Negern und Puertonicanern gegenüberstehen, beweist nun Maury Dex-ter mit „Die Cadillac-Bande von San Francisco“, daß es auch zwischen Mexikanern und Amerikanern immer wieder zu Rassenkrawallen kommt. Der Verdacht ist allerdings nicht ganz von der Hand zu weisen, daß es dem Regisseur hier weniger darum gegangen ist, die tieferen Wurzeln sol-cher
Während die Verleihe vor Beginn der neuen Saison ihre letzten Ladenhüter und Reprisen hervorholen, hält England mit zwei Filmen zwar nicht unbedingt das höchste Niveau, aber immerhin die Stellung: Als Imitation oder Parodie von Antonionis „BIow up“ entpuppt sich der Pop-Streifen „Ich bin wie ich bin“, den der junge italienische Regisseur Tinto Brass in London drehte. Es hängt ganz von der persönlichen Einstellung des Betrachters ab, was er in diesem Streifen sehen will: Brass zitiert und imitiert sein Vorbild Antonioni bis in Details und gibt das auch offen und ausdrücklich zu.
So bezeichnet man in England scherzhaft jene Abart des „free cinema“, die den Stoff für ihren Realismus hauptsächlich aus der Milieuschilderung von Slumschick-salen bezieht: „kitchen-sink-cinema“. Bai den vorjährigen Filmfestspielen in Karlsbad war ein in diese Sparte fallender Streifen des vom Fernsehen her kommenden englischen Regisseurs Kenneth Loach gleich in zweifacher Hinsicht erfolgreich: „Poor Cow — geküßt und geschlagen“ erhielt Preise für die beste Regieleistung und für die beste Darstellung. War das nicht Vorschußlorbeer? Nun, Loach präsentiert in seinem
Eine der größten Überraschungen der letzten Zeit ist der amerikanische Streifen „Der Killer und die Dirne“, der von der Verleihreklame so gut wie gar nicht angekündigt wurde. Hinter dem ebenso unsinnigen wie nichtssagenden deutschen Titel aber verbirgt sich einer der symbolstärksten und aussagereichsten Problemfiime, die wir heuer bisher zu sehen bekommen haben. — Ausgangspunkt der Handlung ist die „Tournee“ eines Berufsikillers, der in der ganzen Welt umherreist, um gegen Bezahlung mißliebige Zeitgenossen aus dem Weg zu räumen: schnell, unauffällig und gründlich. Dabei aber
Carlos Saura,:der 37jährige spanische Regisseur, der schon mit seinem Streifen „La Ctoat* (Die Jagd) 1965** Berlin nett GoMehett Bärfett gewon' nen hatte, gelang es auch im vergangenen Jahr mit „Pfefferminz*' Frappe“ großes Aufsehen zu erregen und den Silbernen Bären mitzunehmen. Saura hat diesen Film dem-Altmeister der spanischen Filmkunst, Luis Bunuel, gewidmet — daraus kann man bereits schließen, daß er inhaltlich und thematisch hier sein großes Vorbild sieht.
Man kann sie heute längst nicht mehr als „Neue Welle“ bezeichnen, jene Strömung des Filmschaffens in Frankreich, die vor inzwischen mehr als zehn Jahren eine vieldiskutierte Revolution, eine Art Sturm- und Drangperiode des französischen Films zur Folge hatte. Die Regisseure Godard, Truffauit, Resnais, Chabrol — um nur die wichtigsten zu nennen — kamen fast alle vom Journalismus her zum Film. Aber was vor zehn Jahren als Revolution begonnen hatte — inhaltlich und formal— Ist mittlerweile zur Konvention erstarrt, wie so vieles andere auch. — Nichtsdestoweniger muß man Claude
Andre Cayattes neuester Streifen „Les risques du metier“ wurde in der deutschen Fassung unbedachterweise mit „Verleumdung“ übertitelt, wodurch mit einem einzigen Wort mehr vom Inhalt preisgegeben wird als durch das vieldeutige „Berufsrisiko“ des Originals. Denkt man an frühere Filme des Altmeisters Cayatte, wie etwa „Schwurgericht“, „Die schwarze Akte“ oder „Wir sind alle Mörder“, so nimmt sich dieser neueste Streifen vergleichsweise zahm aus. Dem ehemaligen Rechtsanwalt geht es diesmal um das übergroße Gewicht, das vielfach noch den Aussagen Jugendlicher
Einer der interessantesten Filme der letzten Zeit ist der von dem Belgier Andre Delvaux nach einer Novelle von Johan Daisne inszenierte Streifen „Ein Abend... Ein Zug“. Was wie eine recht vordergründige Liebesgeschichte beginnt, die an Hand der Exponenten zweier Länder — nämlich der Französin Anne und des Flamen Mathias — den französisch-flämischen Konflikt symbolisieren soll, endet schließlich als mystisches Traumspiel mit tieferer existenzphilosophischer Bedeutung. Die dabei aufgeworfenen Fragen sind ebenso vielfältig wie vielschichtig, zentrales Thema aber bleibt
Soziialkritik in typisch britischer Manier — unterspielt, unterkühlt und absolut treffend — betreibt wieder einmal der 1968 produzierte Streifen „Charly Bubbles — Ein erfolgreicher Blindgänger“. Er ist gleichzeitig das Regiedebüt des Schauspielers Albert Finney („Tom Jones“) und wird uns in Originalfassung gezeigt, zwei Faktoren, die den Reiz des Films entscheidend beeinflussen. Finney schildert das Schicksal eines aus sehr einfachen Verhältnissen stammenden Emporkömmlings, der trotz Reichtums und Erfolg nicht glücklich ist und vergeblich versucht, in seine zufriedenere
„Dos Leben, die Liebe, der Tod“ — so betitelt der junge Franzose Claude Lelouch in treffender Einfachheit seinen neuesten Film. Rein vom Thema her müßte er eigentlich von Andre Cayatte gedreht worden sein — es geht um die Todesstrafe — doch der Dokumentarist Lelouch zieht seinen Film ganz anders auf als es der Jurist Cayatte getan hätte, dem es in erster Linie um formalrechtliche Anliegen geht („Wir sind alle Mörder“). Auch Lelouch ist Formalist, aber in filmischer Hinsicht. Das hat man ihm oft vorgeworfen und behauptet, er vergesse hinter der glatten, optisch bestechenden
Romane und Theaterstücke rund um den Stuhl Petri gibt es zahlreiche, und schon allein vom Thema her ist ihnen der Erfolg sicher. Nachdem Henry Morton Robinsons ausgezeichnetes Buch „Der Kardinal“ vor einigen Jahren durch Otto Preminger mehr schlecht als recht verfilmt worden war, mußte man annehmen, daß es Morris Wests Bestseller „In den Schuhen des Fischers“ nicht viel besser ergehen würde. Diese Befürchtungen haben sich aber nur zum Teil bewahrheitet. West, dem man als ehemaligen Vatikan-Korrespondenten profunde Fachkenntnisse nicht absprechen kann, stellt einige interessante
Bei ihrem Bemühen, das Rechtswesen der Vereinigten Staaten als das Nonplusultra juristischer Objektivität hinzustellen, schießen die Amerikaner gern über das Ziel hinaus. So auch in dem Kriminalfilm „Nacht ohne Zeugen“, der die interessante Frage aufwirft, wie weit man einem gefährlichen Sittlich sisliuboiT keitsverbrecher seine Rechte als Staatsbürger garantieren kann, wenn dadurch letzten Endes die Allgemeinheit wieder gefährdet erscheint. Zwischen den Zeilen zu lesen ist hier der Ruf nach einer Art „Vorbeugungshaft“, und damit greift der Film in eine Diskussion ein, die zur
Noch immer sind die Bretter, die für andere die Welt bedeuten, auch für das Publikum von einem geheimnisumwitterten Reiz umgeben, der sich mit Worten nicht erklären läßt. Findige Produzenten aber haben längst erkannt, daß der Blick hinter die Kulissen des Showbusiness auf die Zuschauer eine magnetische Anziehungskraft ausübt, die sich auf die Kassenrapporte höchst positiv auswirkt. Für diese Erkenntnis sprechen Erfolgsmusicals wie ,Annie, get your gun!“ und „Kiss me Kate!“ wie auch eine schier endlose Reihe von Revuefilmen der vergangenen 40 Jahre. „Funny Girl“, das neueste
Der amerikanische Bühnenautor Neil Simon und sein Regisseur Gene Saks können mit Recht als „Erfolgsgespann“ bezeichnet werden: Haben sie doch vor etwa einem Jahr mit „Barfuß im Park“ Simons blendendes Theaterstück ebenso ausgezeichnet ins Filmische transponiert Mit „Ein seltsames Paar“, gleichfalls einer Komödie, ist den beiden abermals ein guter Wurf gelungen. So wie sein letztes Stück bezieht Simon seine Einfälle aus geschickt persiflierten Alltagssituationen, Saks liefert dazu die pointierte Inszenierung. Diesmal ist es das seltsame Schicksal zweier Männer, Journalisten,
Die Zeit als neue Dimension filmischer Gestaltungsmöglichkeiten war schon immer ein Lieblingsmotiv des französischen Regisseurs Alain Res-nais. Wir finden in seinen bedeutendsten bisherigen Streiten immer wieder unvermittelte Zeitverschiebungen, unkonventionelle Rückblenden, Reflexionen: „Hiroshima mon amour“, „Letztes Jahr in Marienbad“ und „Der Krieg ist aus“ seien hier exemplarisch angeführt.
Auf einem Roman des Engländers John Fowles, der uns schon mit dem „Fänger“ einen hochinteressanten Streifen bescherte, basiert auch das tiefenpsychologische Drama „Teuflische Spiele“, im Original „The Magus“ — der Magier. Fowles, der auch das Drehbuch verfaßt hat, ist ein Spezialist für außergewöhnliche, geheimnisvolle und zugkräftige Themen. Diesmal erzählt er die Geschichte eines jungen Engländers, dem auf einer griechischen Insel seltsame Menschen und Ereignisse begegnen. Das faszinierende ist dabei, daß der Protagonist — und mit ihm der Zuschauer — immer wieder
Der Amerikaner Frank Perry gilt weithin als Outsider unter seinen Produzenten- und Regisseurkollegen. Nicht ganz zu Unrecht, wie sein erster Film „David und Lisa“ bewies, der sich mit der Liebe zweier Geistesgestörter befaßte. Perrys neuester Opus, „Der Schwimmer“, ist thematisch nicht weniger extravagant: Ein Mann, über dessen früheres Schicksal man zunächst nichts erfährt, durchschwimmt sämtliche Swimming-pools eines noblen amerikanischen Villenviertels, und gelangt schließlich bis zu seinem eigenen Haus, wo sich die Haltlosigkeit seiner Illusionen herausstellt,Perry zeichnet
Filme aus Spanien sind in den letzten Jahren — sieht man von den mit Italien koproduzierten Serien- westem ab — zu einer Seltenheit auf dem internationalen Filmmarkt geworden. Die drei großen B des spanischen Films — Bunuel, Bardem und Berlanga — drehen entweder im Ausland, widmen sich im eigenen Lande unverbindlichen Themen, die politisch nicht engagiert erscheinen, oder haben ihre filmschöpferische Tätigkeit völlig eingestellt. Sö zum Beispiel Luis Garc)S Berlanga, dessen Offiziellen Fest§pielb tp§g;: des Jahres 1962 für Cannes man uns jetzt präsentiert.„Placido“
Die ganze Problematik von Lite- raturverfilmųngep. offq g jri wieder einmal, wenn man Luchino Viscontis filmische Version-Von Albert Camus’ Roman „Der Fremde” betrachtet. Gerade bei einem Autor wie Camus, der einen ganz besonderen Erzählstil aufweist, mußte es bei der Verfilmung zu Schwierigkeiten kommen. Interessanterweise „stimmt” der Film während der gesamten Exposition ziemlich genau, das heißt, so lange wie der Regisseur braucht, um die einzelnen Personen und ihre Haltung oberflächlich zu machen. Das gelingt — es ist ja Viscontis Spezialität — bei jedem Charakter mit
Die österreichische Film- und Kinomisere, die sich seit Jahren in einem dauernden Besucherschwund und darauffolgend in einem permanenten Kinosterben bemerkbar macht, steuert einem neuen Höhepunkt jzu. Dies äußert sich Tn-den konsequenten Versuchen der österreichischen Filmwirtöchäö,’ die Massenmedien Presse, Hörfunk und Fernsehen zu ihren Güsten zu beeinflussen. Eine der neuesten Unternehmungen in dieser Hinsicht geht dahin, daß die Verleihfirmen kurzerhand aufgefordert wurden, in Zukunft keine Pressevorführungen mehr zu veranstalten, offensichtlich, um die angebliche
Ein weiterer Vorstoß der russischen Filmschaffenden, in dem Bestreben, ausländischen Verfilmungen russischer Schriftsteller Versionen von berufener Seite entgegenzusetzen, ist — nach „Krieg und Frieden” — Alexander Sarchis Streifen „Anna Karenina”. Der Aufwand und die technische Perfektion, die diesen Film auszeichnen, sind auch an westlichen Maßstäben gemessen sehr beachtlich. — Das dramatische Schicksal der schönen und leidenschaftlichen Anna Karenina war schon immer ein dankbares Filmthema. Von Greta Garbo bis Vivien Leigh haben prominente Darsteller aller Nationen in
Seit seinem panikerregenden utopischen Hörspiel aus dem Jahre 1938, längstens aber seit seinem genialen Spielfilmerstling „Citizen Kane” (1941) ist Orson Welles das Enfant terrible schlechthin unter den Regisseuren. Keine Konvention, über die er sich nicht schon hinweggesetzt hat. Seinen elften Spielfilm, „Die Stunde der Wahrheit”, hat er für das französische Fernsehen gemacht, gleichzeitig ist es sein erster in Farbe gedrehter Spielfilm. Wenn sich Welles — meistens nachdem er in mehreren schwächeren Streifen als Darsteller mitgewirkt hat — zu einer Regiearbeit aufrafft, ist
Sich eine mehr als 250 Nummern umfassende Ausstellung zeitgenössischer Druckgraphik in der Wiener Secession, die, unter der Patronanz der Graphischen Sammlungen Albertina stehend, von dem Wiener Kritiker Kristian Sotriffer — der auch das Katalogvorwort schrieb und den Katalog von der ersten bis zur letzten Seite redigierte und gestaltete — ausigewählt wurde. Sie zeigt Arbeiten von etwa 70 Künstlern aus 14 Ländern, wobei der Anteil der Bundesrepublik Deutschland und Österreichs absichtlich überbetont wurde. Wie Sotriffer in seinen „Anmerkungen zur Auswahl“ mit entwaffnendem