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Sehenswertes

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Carlos Saura,:der 37jährige spanische Regisseur, der schon mit seinem Streifen „La Ctoat* (Die Jagd) 1965** Berlin nett GoMehett Bärfett gewon' nen hatte, gelang es auch im vergangenen Jahr mit „Pfefferminz*' Frappe“ großes Aufsehen zu erregen und den Silbernen Bären mitzunehmen. Saura hat diesen Film dem-Altmeister der spanischen Filmkunst, Luis Bunuel, gewidmet — daraus kann man bereits schließen, daß er inhaltlich und thematisch hier sein großes Vorbild sieht.

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Carlos Saura,:der 37jährige spanische Regisseur, der schon mit seinem Streifen „La Ctoat* (Die Jagd) 1965** Berlin nett GoMehett Bärfett gewon' nen hatte, gelang es auch im vergangenen Jahr mit „Pfefferminz*' Frappe“ großes Aufsehen zu erregen und den Silbernen Bären mitzunehmen. Saura hat diesen Film dem-Altmeister der spanischen Filmkunst, Luis Bunuel, gewidmet — daraus kann man bereits schließen, daß er inhaltlich und thematisch hier sein großes Vorbild sieht.

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Der Titel des Streifens ist so symbolisch für die Handlungsthematik wie auch im fogenden jedes Detail: In der spanischen Provinzstadt Cuenca verliebt sich der Arzt Julian in Elena, die Frau seines arrivierten Jugendfreundes Pablo. Als Julian erkennen muß, daß Elena für ihn immer unerreichbar bleiben wird, versucht er seine unscheinbare Sprechstundenhilfe Ana, die Elena sehr ähnlich sieht, auf das verehrte Vorbild zurechtzutrimmen. Als ihm das gelungen ist vergiftet er Pablo und Elena, um mit Ana weiterzuleben ...

An Hand dieses seltsamen Vierecksverhältnisses schlüsselt Saura nun das Aufeinanderprallen von althergebrachter Tradition und versteinerten Bräuchen gegenüber dem Aufbruch der modernen Welt in Spanien auf. Jeder der vier Hauptakteure steht stellvertretend für eine Gesellschafts- bzw. Standesschicht im heutigen Spanien: Julian ist der Vertreter einer konservativen Generation, der aber gerne aus seinen gesellschaftlichen Fesseln ausbrechen möchte und sich in den Trümmern seines Kindheitsaufenthaltes — ein Symbol für das Zusammenbrechen vergangener Vorstellungen — eine moderne Zufluchtstätte geschaffen hat. Pablo ist der Exponent des modernen Unternehmers, der mit einer weitaus jüngeren Frau verheiratet ist, die — ein Wunschbild vieler spanischer Frauen — bereits völlig emanzipiert gezeichnet wird. Ihr gegenüber Ana, die naive Unschuld vom Land, die Julian nach dem von Illustrierten gezeichneten Klischee der „modernen Frau von heute“ umzuformen versucht. Dieses symbolträchtige Problemstück — mit einer Bomben-Doppelrolle für Geraldtne Chaplin, die diese hervorragend meistert — macht somit seinem Titel alle Ehre: äußerlich zuckersüß, innerlich aber eher magenverderbend ... Ein handwerklich perfekter Streifen, den man sich unbedingt ansehen sollte! Der amerikanische Science-fiction-

Autor Ray Bradbury, der bei uns vor allem durch seinen utopischen Roman „Fahrenheit 451“ und dessen Verfilmung durch Francois Truffaut bekannt geworden ist, hat eine ganz besondere Spezies dieser Literatur-und Filmgattung mitgeprägt: den utopisch-sozialkritischen Roman. Während die meisten Erzeugnisse dieser Art sich mit eher oberflächlichen, rein technischen Prophezeiungen begnügen, versucht Bradbury echte Zukunftsvisionen, die die letzten Konsequenzen technischer Errungenschaften vorauszusagen trachten.

Bradburys Buch „Der illustrierte Mann“, das jetzt unter dem Titel „Der Tätowierte“ als Film zu uns kommt, ist eine Sammlung von 18 phantastischen Kurzgeschichten, die durch eine Rahmenhandlung zusammengefaßt sind. Eine Filmvorlage, die in einem Spielfilm in abendfüllender Länge nicht annähernd auszuschöpfen ist. So mußte sich der Regisseur Jack Smight damit begnügen, drei der Erzählungen auszuwählen und die Rahmenhandlung etwas auszubauen. Der Inszenierung Smights gelingt es zwar, Bradburys Absichten anzudeuten, an der restlos befriedigenden filmischen Übertragung aber scheitert er. Es taucht wieder das alte Problem auf, das bei jeder Literaturverfilmung akut wird: was im Buch detailiert geschildert werden kann, muß im Film oft nur angedeutet werden. Damit aber geht die vom Autor präzise gegebene Information zugunsten einer weit ungenaueren filmischen Definition verloren, die vielfältigste Auslegungen zuläßt. Der mit Bradburys Erzählungen nicht vertraute Zuschauer wird von der zwar perfekten und glanzvoll gespielten Inszenierung — großartig Rod Steiger — gefesselt hat aber Mühe, sich im Gewirr der Ereignisse, die manchmal recht ungeordnet dargeboten werden, zurechtzufinden. Nur Science-fiction-Anhänger dürften auf ihre Rechnung kommen.

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