Das Drama mit religiösen Aspekten war im Zeitalter des Fortschrittsglaubens sehr suspekt geworden. Auch eine große Kritikerpersönlichkeit wie Alfred Kerr hat dem Phänomen des religiösen Inhalts gegenüber völlig versagt. Die Ueberheblichkeit und der Uebereifer, mit dem man glaubte, die großen dichterischen Persönlichkeiten der Theatervergangenheit durch die Naturalisten ablösen zu können, hat sich bereits nach einer Generation ad absurdum geführt. Die ersten dreißig Jahre dieses Jahrhunderts waren eine große Theaterepoche, aber dem Theater des Geistes standen sie vergleichsweise
Es ist eine eigenartige Tragik des deutschen Theaters, daß man den Zerfall der Ensembles in dem Augenblick beklagen muß, da nur das Ensemble die Rettung aus einer fast ausweglosen Situation bringen kann. Wenn man weiß, wie schlecht das Theater deutscher Sprache heute in aller Welt im Kurs steht, wäre es doch vielleicht angebracht, einmal zu erforschen, wie denn diesem Zerfall der Ensembles zu begegnen sei. Denn daß im Gegensatz zu früheren Zeiten etwa die deutschen illustrierten Zeitschriften kaum Notiz davon nehmen, wenn eine heute immerhin wichtige Kunststätte wie das Düsseldorfer
Wenn heute in der Öffentlichkeit Fragen und Probleme des Theaters erörtert werden, ist von diesen Diskussionen das Spezialgebiet der Oper oder des „musikalischen Theaters“ von vornherein ausgeschlossen. Sosehr ist im allgemeinen die Oper im Laufe der Jahre auf Kosten der Szene zu einer rein musikalischen Angelegenheit geworden, und so weit hat sie sich von ihrer ursprünglichen theatralischen Aufgabe entfernt. Das war nicht immer so. In früheren Jahrhunderten war das szenische Bild einer Opernaufführung charakteristisch für den Theaterstil einer ganzen Epoche, und große