Ein Kongreß der Gegensätze — kein Wunder, Brasilien selbst ist ein Land größter Gegensätze: die Wolkenkratzerstadt Rio ist die Hauptstadt eines Landes, in dem ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung noch Analphabeten sind; in Rio kann man alle Feiern auf dem Kongreßplatz daheim mitverfölgen im Fernsehfunk, während auf weiten Strecken des „Interior“ elektrischer Strom noch etwas Unbekanntes ist. Als wir Oesterreicher als Prozessionsteilnehmer durch die Wolkenkratzer-Avenue Rio Branco zogen, erzählte mir ein Mitbruder — er ist Missionär im Amazonasgebiet —, daß seine
Als ich meinen Landsmann an den Flughafen brachte, führte ich ihn auf die Terrasse. Die „Panair do Brasil“, die ihn nach Hause bringen sollte, war noch nicht da. Die Wolkenkratzer am Horizont, von der Abendsonne vergoldet, der Riesenbetrieb um und über uns — die Linie Rio de Janeiro—Säo Paulo ist stärker beflogen als London—Paris —, mein Besuch war sichtlich benommen. Zwei Tage hatte er für die Sehenswürdigkeit der Stadt und einen vollen Tag für die Internationale Messe aufgewandt. Es hat aber genügt, um den Mann, der viele Länder gesehen hat, zu dem Ausruf zu zwingen:
Wie lange gehe ich schon morgens an dem Hokuspokus auf der Straßenkreuzung nahe meinem Hause vorüber, ohne zu wissen, was die brennenden Kerzen rings um eine zugedeckte Schüssel, daneben ein schwarzer Hahn, ein Dolch, eine Flasche Schnaps, ein Häuflein Asche und sieben gekreuzte Zigarren mit halbgeöffneten Streichholzschachteln bedeuten sollen.„Isto e pura Macumba!“ erklärte mir geheimnisvoll Sor Pedro eines Tages, der mich vor dem Zauber stehen sieht. „Das ist pure Macumba (Zauber)! Sehen Sie!“ Er deutete auf ein mit Kreide auf den Boden gemaltes Herz, darin steckt der Dolch.
Europa will noch immer die Fortsetzung, das ist seine Schwäche. Der Bolschewismus will das Ende, das ist seine Stärke. Hinter Molotows ledernem Visier lodert der Traum einer allweltlichen Vereinigung ohne Liebe. Wenn die freie Welt im Kreuz geeinigt wäre, könnte sie sich davor retten und das „Imperium“ überwinden. Aber freigeistig begreift sie nicht die Dialektik der Unterwelt. Sie will mit aller Aufrichtigkeit den Frieden. Aber was für einen! Daß man sie in Ruhe läßt. Ihr nicht auf die Finger sieht — business is business! Ruhe = Friede! Profit und Nationalismen haben ihre Augen