„Gigerlfutter! Pomerantschen, Bamkraxler angenehm?“„Zwa Kreitzer a Windradi I Zwa Kreitzer, gnä Frau!“ schnarrten die Standelweiber.Heiß war die Stadt und leer. Kaisers Geburtstag. Erst mittags verstummten die Glocken. Halb Wien war im Prater.„Vergelt's Gott!“ seufzte eine Zaundürre und ich hatte einen blauen Luftballon.In einem sinnlosen Gedränge wurden Mutter und ich hin und her gestoßen. Schrittweise preßten wir uns durch die Menschen. Vor einer Prunkbude zielten viele auf weiße Scheiben, unausgesetzt knallte es. Im roten Ruderleibi brüllte ein fetter Kerl:„Treten Sie
In einem halbdunklen Pawlatschenhof bewohnten Mutter und ich ein Kabinett, vielmehr eine feuchte Besenkammer, die kein Fenster und nur in Mannshöhe ein Luftloch hatte. Unrat und Schmutz mußten wir vorher entfernen, dann tünchten wir die modrigen Wände-. Zur Not war dort ein Bett, ein Tisch, ein kleiner Schrank, jedoch kein Stuhl unterzubringen. Mutter begnügte sich mit einem Schemel, mir blieb der Sitzplatz auf dem Bett Vorbehalten.In der Mitte des Raumes mußten wir uns um einen sogenannten eisernen Hund, einen kleinen, rotglühenden Ofen, herumdrücken, der im Win ter bitter nötig war,
Meine erste Erinnerung: Ich fühle, daß ich getragen werde. Sehe ganz deutlich eine hohe weite Oeffnung. Etwas Eilendes, Glitzerndes ist wahrzunehmen.Es war die Enns. Ich lag in den Armen meiner Mutter und sah ins Himmelblau.Großes herrliches Tal!Wer kennt nicht den Duft deiner Narzissenwiesen? Den glühenden Mittag unter den Schindeln deiner Heuhütten? Wer träumt nicht von deinen Schneewächten im Winterrot?Lieblicher Marktflecken!Gröbming! Bist mein Geburtsort! Stehst klein Und bescheiden in der Landschaft. Bist einer der vielen Wächter, hilfst mit den anderen Ortschaften, die zwei
Es ist Abend. Ich sehe von der Bergwiese ins Tal. Tief unten dampfen die Salinen. Männer gehen über einen Hügel. Einer hinter dem andern. Eine stumme Kette von Kraft. Von den Salzpfannen kommen sie alle. Ich kenne ihren gleichmäßigen Schritt.Weif in der Runde stehen die Wälder. Darüber ein Dom, tiefblau. Im letzten Grün grasen die Rinder. Drüben vom Salzberg kommen Stimmen. Dort singen die Burschen in klatschenden Kähnen am rostbraunen See.Alle werden sie eines Tages die Hügel hinaufgehen und weithin unter die Dächer das Brot bringen. Einer hinter dem andern, Jahr für Jahr, zu
Sandro nannten wir ihn damals. Später blieb Sandro weg, noch später auch Alessandro. Dann hieß er nur noch Moissi.Er war schön! Er war der Abgott der Frauen. Er kam aus seiner Triestiner Heimat und war wohl erst ein halbes Jahr in Wien.Im Deutschen Volkstheater gab es damals einen Elevenkurs, den frequentierten Sandro und ich. Der berühmte Strackosch, der beste Vortragsmeister seiner Zeit, der noch aus Laubes Schule kam, war dort Lehrmeister. Er war ein auffallend kleiner Mann mit einem riesigen Vollbart, trug einen imposanten Schlapphut und eine „Talentwindel“ (einen Havelock).