Für den Strukturwandel in der verstaatlichten Industrie rollen Milliarden. Für den laufenden Strukturwandel in der Landwirtschaft gelten andere Maßstäbe: Da hat man schon genug getan?
Wenn nicht alle Anzeichen trügen, ist vorsichtige Hoffnung berechtigt, daß sich knapp vor Ostern ein gewisser Wandel in der sozialistischen Politik gegenüber der österreichischen Bauernschaft angebahnt hat. Jedenfalls bestünden durchaus reale, wirtschaftlich und politisch begründete Ursachen für einen solchen Wandel. Einen letzten Anstoß dazu könnten einerseits 460.493 bäuerliche Unterschriften aus ganz Österreich gegeben haben, anderseits die wachsende Unsicherheit auf den Agrarmärkten der Welt, die auch einer SPÖ-Regierung ihre Verantwortung für die Erhaltung einer gesicherten Nahrungsmittelversorgung aus der heimischen Produktion nachdrücklich bewußt machen müßte.
Man spricht über die Bauern in Osterreich; über ihre Sorgen und Aktivitäten und vor allem über ihre gegenwärtige Auseinandersetzung mit der Bundesregierung. Das keineswegs allgemein von vornherein vorhandene Verständnis für die Bauernanliegen ist in der breiten Öffentlichkeit in dem Moment schlagartig geweckt und vertieft worden, als Hunderttausende Fernsehteilnehmer die Drohungen hörten, mit denen der Bundeskanzler die besorgten Fragen der Bauern beantwortete.