Jacques Offenbach kommt in der Volksoper mit einer eher selten gespielten „Opera bouffe” zu Aufführungsehren: In „La Perichole” machte der Komponist aus dem Leben einer peruanischen Straßensängerin eine bittersüße Liebesgeschichte für die Bouffes-Parisiens. 1868, drei Jahre vor dem Sturz Napoleons III., uraufgeführt, sind hier Regimekritik, Sarkasmus und böser Witz über die Gesellschaft spürbar.Regisseur Franz Marijnen hat aber jeden Unterton vermieden. Er beschert harmlose Operette mit Hunde-Akrobatik, gemütlichen Wirtshausund Kerker-Idyllen.Sein Ausstatter Martin Kraemer
Polonius’ Tochter Ophelia ist in Ambroise Thomas’ Oper „Hamlet" mehr ins Blickfeld gerückt als bei Shakespeare. Dieser Umstand wurde in der konzertanten Aufführung im Konzerthaus nicht genug deuthch. Denn der jungen Alexandrina Pendatchanska fehlte die Ausstrahlung des zerbrechlichen, hysterisch flatternden Wesens, das dem Wahnsiim verfällt. Dieser OpheHe merkte man allzu sehr an, daß die hübsche 23jährige an den Rand ihrer stimmlichen Möghchkeiten geriet. Boje Skovus debütierte als Dänenprinz Hamlet, mußte aber ebenfalls seine Grenzen erkennen. Schöne Momente wurden da mit
Wiens Staatsopernballett, zur Zeit in Höchstform, durfte nicht zeigen, was es kann. Die Ballettpremiere der Staatsoper bescherte einen Abend choreographischer Leerläufe. Vor allem Uwe Scholz, Ballettchef in Leipzig, überzeugte weder mit der altmodischen Choreographie von Schumanns II. Sym-fihonie noch mit der platten nszenierung von Bartöks „Wunderbarem Mandarin“. N Im Mittelpunkt stand das Ballett „La Chambre“ des Veroneser Choreografen Renato Zanello (Musik: Kevin Volans). Wiens neuer Tanzstar, Vladimir Malakhov, für den das Werk maßgeschneidert wurde, erkrankte zwar; aber
Jahrelang mußte das Wiener Opernpublikum ohne Richard Wagners Bühnenfestspiel „Der Ring des Nibelungen" auskommen. Nun erlebte das Riesenprojekt seinen Start mit „Das Rheingold".Adolf Dresen als Regisseur und Herbert Kapplmüller als Ausstatter steckten Wagners „Vorabend" für die Wiener Staatsoper in ein zeitloses Ambiente. Mit degenerierter Göttergesellschaft, den Rheintöchtern als Karussell-Attraktion und Riesen aus dem Grimmschen Märchenbuch versuchten sie ironische Heiterkeit nach Art Jacques Offenbachs auf die flache, niemals ausgenützte Bühne der Staatsoper